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Institut für Kulturaustausch - Surrealismus. Welten im Dialog
Buchinformation

In vorliegendem Kunstband werden rund 120 hochkarätige Gemälde, Fotografien, Filmsequenzen, Collagen und Skulpturen des Surrealismus vorgestellt. Die Bandbreite reicht über eine Zeitrahmen von bald mehr als hundert Jahren. Denn der Leser wird sowohl von historischen Vorbildern als auch modernen Nachahmern in surreale Welten entführt. Die spannende Gegenüberstellung bedeutender Surrealistinnen und Surrealisten der ersten Stunde mit nachfolgenden Künstlergenerationen sorgen für eine Aktualisierung surrealistischer Ideen und deren zentraler Anliegen. Die gleichnamige Ausstellung ist übrigens noch vom 28.09.2024 - 05.01.2025 im Städtische Museen Heilbronn/Kunsthalle Vogelmann zu sehen.

Montage und Demontage

"La Révolution surréaliste" hieß kurzerhand das Zentralorgan einer Bewegung die aus den Schrecken des Ersten Weltkrieges erwuchs und stark von der Psychoanalyse beeinflusst war. Der Titel war gleichzeitig Programm, denn das normale Leben sollte in Frage gestellt werden. Die Zerrüttungen des Großen Krieges hatten ohnehin alles das zerstört, was gut und wertvoll war. Das erste Manifest der Bewegung, 1924, das von André Breton verfasst wurde, forderte denn auch radikale Veränderungen und neue Sichtweisen der Realität. Eben Über-Realität, wie die Übersetzung von "sur" korrekt lautet, also Träume und Assoziationen, das Unbewusste und die Befreiung des Geistes. "Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität", so Breton in genanntem Manifest. Der Erfinder der écriture automatique und des cadavre exquis wollte mit seinen Schreibtechniken vor allem die Ratio, die vergangene Jahrhunderte beherrscht hatte und nichtsdestotrotz zum Großen Krieg geführt hatte, außer Kraft setzen. Forttrage und Grattage waren Max Ernsts zeichnerische Ideen einer neuen Art von Malerei, die das Unbewusste hervorbringen sollte. Aber auch Wolfgang Paalen mit seiner Fumage ("Räucherung") hatte dasselbe Ziel: die durch den Krieg aus den Fugen geratene Welt neu zu Kalibrieren. "Die Betonung des Zufälligen und Absichtslosen als zentrale Quelle der Inspiration löste überkommene Vorstellungen des schöpferischen Künstlergenies ab", schreibt Barbara Martin in ihrem Beitrag in vorliegender Publikation.

Surrealismus 1924-2024 Revisited

Dass auch moderne Künstler:innen immer wieder auf die Surrealisten rekurrieren, zeigt etwa ein Beitrag von Cindy Sherman, die mit ihren Sex Pictures an die surrealistische Auseinandersetzung mit sexualisierten Puppenmotiven (etwa: Hans Bellmer). Der zweite Beitrag von Kristina Jaspers setzt sich mit surrealem Horror als Pfoten ins Unbewusste auseinander und beschäftigt sich u.a. mit Requiem for a Dream, David Lynch oder Cronenberg, also modernen Filmen und Regisseuren, die sich des Surrealismus bedienen, um ihre grotesken Bildwelten umzusetzen. So wird etwa das Motiv des Doppelgängers gerne für eine Spiegelung verwendet, die komplexere Persönlichkeiten authentischer realisieren. Patricia Almer wiederum suchte sich für ihren Beitrag in diesem Band in der Kunstgeschichte Abstammungslinien und Vermächtnisse des Surrealismus. Dazu zählt sie auch Caravaggio, der etwa in "Incredulitá di San Tommaso", einen Finger in Jesu Brust eintauchen lässt. Schließlich werden zwei Drittel des Kataloges der Ausstellung dann noch mit großformatigen Abbildungen (25 x 28 cm) von Exponaten und Begleittexten erläutert. Neben den bereits erwähnten Künstler:innen werden auch David Lynch oder Cindy Sherman, sowie HANS BELLMER, LUIS BUÑUEL, MARCO BRAMBILLA, CLAUDE CAHUN, GEORGE CONDO, SALVADOR DALÍ, MARCEL DUCHAMP, MAX ERNST, ALFRED HITCHCOCK, SARAH LUCAS, DAVID LYNCH, RENÉ MAGRITTE, JOAN MIRÓ, MERET OPPENHEIM, TONY OURSLER, MAN RAY, CINDY SHERMAN, PENNY SLINGER, DOROTHEA TANNING, ERWIN WURM in vorliegender Publikation in die Diskussion miteinbezogen und durch ihre Werke repräsentiert.

Hg. Institut für Kulturaustausch, Tübingen, Maximilian Letze
Surrealismus. Welten im Dialog
Beiträge von P. Allmer, K. Jaspers, B. Martin
2024, 192 Seiten, 120 Abbildungen in Farbe, 25 x 28 cm, gebunden
ISBN: 978-3-7774-4406-2
HIRMER Verlag
49,90 € [D] | 51,30 € [A]

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2024-10-07)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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