„Houston, this is Capricorn One, we have landed!“Was heute gerne gemeinhin als „fake news“ bezeichnet wird, stand bei diesem Science Fiction der Extraklasse von 1978 quasi Pate. Die Grundthese, dass die Landung auf dem Mond (20.7.1969) nur ein inszeniertes Medienspektakel gewesen sein, wird in dem hier vorliegenden Film von Peter Hyams („2010 - Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen“) zu einem Weltraumabenteuer, das hauptsächlich auf der Erde spielt. Denn hier wird die Marslandung ge-faked. Und zwar von der Regierung höchstpersönlich. Natürlich wollen die drei Astronauten (Brubaker -der Kommandierende der Mission im Rang eines Obersts- , Willis und Walker) bei diesem Betrug erst nicht mitmachen, aber dann werden sie von der NASA, die im Auftrag der Regierung handelt, erpresst.
“All you mothers***!“
Das mediale Täuschungsmanöver würde aber ohnehin nicht gelingen, denn Gottseidank gibt es so couragierte Reporter wie Robert Caulfield (Elliot Gould), die misstrauisch genug sind, das Spektakel zu durchschauen. Der durchwegs spannende und gut gemachte Science-Fiction-Thriller mit Starbesetzung ist mit Golden-Globe-Gewinner James Brolin, Oscar-Nominee Telly Savlas, Oscar-Nominee Elliott Gould und O.J. Simpson stark besetzt und hat so einiges in sich. Wenn etwa die Nachricht vom Tod der drei Astronauten verkündet wird und der für die Medien vorbereitete Satz „He died doing what he liked to do“ verbreitet wird ruft Caulfield voller Entsetzen aus: „You mothers!“ . Was er eigentlich sagen wollte war aber „You motherfuckers!“, aber dieser Ausdruck steht bis heute unter Zensur und wird in der amerikanischen Öffentlichkeit eben gerne mit „mothers***“ ausgedrückt. Jeder weiß zwar was gemeint ist, aber keiner traut sich danach zu fragen. Das ist purer Puritanismus!
Sozialkritik im Orbit
Damit ein paar Leute ins All fliegen können wurden 20 Millionen Dollar locker gemacht. „Keeps us off the streets“, wie Brubaker lakonisch süffisant bemerkt. Ob das Geld so wirklich besser investiert ist als in Wohlfahrtsprogrammen? Man könnte aus dem Satz „Keeps us off the streets“ durchaus eine gewisse Sozialkritik herauslesen, besonders natürlich wenn man weiß, dass er in den Siebzigern gedreht wurde. Auch bezüglich Feminismus hatte sich in diesem Jahrzehnt ja schon einiges getan. „It’s that big tall white thing over there, dont miss it“, ruft einer zum Vizepräsidenten als dieser statt auf die Voyager mit dem Fernglas auf den Hintern einer Frau schaut. Kritik an sexistischem Verhalten war also durchaus schon selbstverständlich, 1978, zumindest im Film. „We’re working for the same thing, Brubaker, we’re not your enemies“, ermuntert ihn der Regierungsbeamte, aber Brubaker hat schon vor dem Abflug Bedenken. „Something’s wrong and I dont know what it is“, sagt Reporter Caulfield und die Zuseher stimmen ihm kopfschüttelnd zu. Ein mutiger Kampf mit einer Klapperschlange, eine Helikopter-Flugzeug-Verfolgungsjagd sowie der Grand Canyon sind weitere Höhepunkte in diesem sozialkritischen Film über die Macht der Medien und der sie lenkenden Regierung. Aber letztlich ist es doch ein Reporter der alles aufdeckt: „A nation is built on the spirit of it’s people“. Und das ist keine Verschwörungstheorie.
Peter Hyams
Unternehmen Capricorn
Originaltitel: Capricorn One
Abenteuer / Action / Thriller | Thriller
Bonusmaterial: Trailer, Behind the Scenes-Aufnahmen, Bildergalerie, Audiokommentar, Interview-Featurette
EAN: 4020628789626
VÖ: 24.08.2017
USA/UK, 1978, ca. 123 Mit Elliott Gould, James Brolin, Hal Holbrook u.a.
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-09-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.