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Pieter van Huystee - Hieronymus Bosch - Touched by the devil

Der 500. Todestag des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) wurde nicht nur in seiner Geburtsstadt Den Bosch gefeiert, sondern auch in zahlreichen Museen around the globe wie man unter Kunsthändlern wohl sagen würde. Die ca. 25-30 von ihm stammenden Gemälde findet man u.a. im El Escorial, der Accademia in Venedig und auch im Louvre, den Prado und die National Gallery of Art in Washington. Da die Gemälde von Bosch unter Philipp II. (1527-1598) von Spanien in Spanien großes Ansehen genossen, nennen ihn die Spanier bis heute „El Bosco“ und die meisten wissen vielleicht gar nicht, dass er aus den Niederlanden stammt, so eng verbunden ist er mit dem Prado Museum in Madrid. Die vorliegende Dokumentation zeigt nicht nur die Schwierigkeiten eines niederländischen Kunstexperten-Kollegiums zur Rettung der Gemälde Boschs die es vor allem Spanien hatte, sondern auch wie der Kunstbetrieb als solcher funktioniert.

Restaurierung zum Jubiläum

Die Heilige Kümmernis oder heilige Wilgefortis tauchte erstmals um das Jahr 1400 auf und war wohl die erste Frau mit Bart, die populär wurde. Besonders in der Barockzeit wurde sie verehrt, vielleicht auch weil das Sankt-Wilgefortis-Triptychon von Hieronymus Bosch die Runde machte. Damals konnte man die Bartstoppeln die der Heiligen auf dem Gemälde aufgemalt waren noch viel besser sehen. Erst kürzlich gelang es im Zuge der Bosch Feierlichkeiten zum 500. Todestag niederländischen Restauratoren in einem aufwendigen Verfahren die Bartstoppeln wieder sichtbar zu machen. Der Legende nach hatte sich Wilgefortis die Bartstoppeln sogar selbst gewünscht, damit der Prinz dem sie versprochen war, sie unansehnlich finden würde. Sie wurde erhört und der erzürnte Vater ließ sie darauf ans Kreuz nageln. Das Gemälde, das in der Gallerie dell’Accademia hängt zeigt nach der Restaurierung, die von der Getty Foundation finanziert wurde, wieder die Bartstoppeln der Heiligen.

Echtheit und Herkunft

Typisch für Bosch sind nicht nur die Vielfalt seiner figürlichen Darstellungen (Monster, Tiermenschen, Dämonen, Teufelchen etc.), sondern auch die Eule, wie gleich zu Beginn der Dokumentation eine Kunstexpertin erklärt. Einige seiner Gemälde können nur aufgrund der genauen Prüfung des Holzes auf dem sie gemalt wurden eindeutig Bosch zugeordnet werden, denn das Fälldatum der Bäume, die von Bosch für die Panele benutzt wurden, dienen anhand der Baumringe auch zur Altersbestimmung seiner Gemälde. Aber auch Detailvergleiche – etwa der Ohren – dienen zur Authentifizierung der Gemälde. Viele Menschen haben sich schon mit der Frage beschäftigt, woher Bosch seine fantastischen Einfälle wohl hernahm. Die arabisch-orientalische Musik im Hintergrund der Dokumentation macht jedenfalls auch auf die Mystik seiner Bilder aufmerksam. Ein Interview mit Matteo Cerriano von der venezianischen Gallerie dell’Accademia gibt weiter Aufschlüsse, was ein Museumsdirektor mit Hilfe eines Jubiläumsjahres für die Gemälde alles herausholen kann. 300.000 Euro konnte er von den Niederländern für zwei Triptychons und weitere Panele von der Getty Foundation für die Restaurierung rausschlagen, denn auf Tournee gehen sie nur restauriert und im besten Zustand, wie Ceriano zurecht meint.

Die Dokumentation zeigt neben den Gemälden Boschs auch die Konkurrenzsituation in der sich viele Museen in Jubiläumsjahren von Künstlern befinden. Wer hat die besseren Verbindungen, wer wird die spektakulärere Ausstellung bis zu einer drohenden Deadline zusammenstellen? Aber auch die Bosch-Forschungen werfen Fragen auf: Sind tatsächlich alle Werke Boschs von ihm gemalt? Welche Museen haben einen echten Bosch, welche nur eine Fälschung? Das NOORDBRABANTS MUSEUM und der PRADO mit seinem EL-BOSCO-MUSEUM stehen anlässlich von Boschs 500-jährigem Todestag in Konkurrenz um die Gunst des Publikums und von Förderungsgeldern für Restaurierungen.

Pieter van Huystee
Originaltitel: HIERONYMUS BOSCH, TOUCHED BY THE DEVIL
Produktionsland/-jahr: NL 2015
Pieter van Huystee Film and Television
Autor: Pieter van Huystee, Hans Dortmans. Kamera: Hans Fels, Gregor Meerman, Giovanni Andreotta, Erik van Empel u.a.. Ton: Bert van den Dungen, Menno Euwe, Pieter van Huijstee jr., Mark Wessner u.a.. Schnitt: David de Jongh, Chris van Oers, Tim Wijbenga, Michiel Rummens. Musik: Paul M. van Brugge.
Sprache: Englisch, Niederländisch & Spanisch
Untertitel: Deutsch
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: 89 Min.
www.mindjazz-pictures.de

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-02-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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