„Horse Killers!Killers!Murderers!You’re liars! All of you, liars! You’re only happy when you can see something die!Why don’t you kill yourselves and be happy? You and your God’s Country! Freedom! I pity you, you’re three dear, sweet, dead men! Butchers! Murderers! I pity you! You’re three dead men!“, schreit Roslyn (Marilyn Monroe) aufgebracht den drei Mustangjägern zu, nachdem sie voller Wut in die Wüste hinausrannte. Roslyn’s Anklage wird zu einer Anklage an eine Gesellschaft, die nichts anderes kennt, als zu töten, um selbst zu überleben, aber genau das sollte den Menschen vom Tier unterscheiden. Gay Langland (Clark Gable), Guido (Eli Wallach) und Perce Howland (Montgomery Clift) sind wohl so etwas wie die drei letzten Cowboys von Nevada, aber sie werden kaum mehr gebraucht, denn die Zeit der Pferde und Rodeos ist beinahe vorbei. Die wilden Mustangs der Prärie werden jetzt zu Hundefutter verarbeitet und so sterben die letzten Exemplare und Symbole der Freiheit des amerikanischen Westens.
“Things generally look different in the morinin‘“
Die „Misfits“, also die, die nicht mehr reinpassen, können dabei sowohl die Mustangs sein, als auch die drei Cowboys, die an ihrer Lebenshaltung festhalten wollen, obwohl sich die Zeiten längst radikal geändert haben. Ähnlich wie zuvor schon in „Versuchung auf 809“ (1952) versucht auch in „Misfits“ die weibliche Protagonistin eine Änderung des männlichen Protagonisten herbeizuführen und verlangt mehr Mitgefühl für die Kreatur und die Schöpfung von den verrohten Männern. In „Misfits“ ist es vor allem Gay und Guido, die an dem festhalten wollen, was sie kennen, Perce, der jüngste der drei, ist da etwas aufgeschlossener, er weiß bereits, die Zeit der Cowboys vorbei ist und hat auch schon so etwas wie ein mitfühlendes Herz entwickelt. Aber auch bei Gay gibt Roslyn die Hoffnung noch nicht ganz auf. Guido kommt am schlechtesten Weg: „You would blow up the whole world and the only thing you would ever feel sorry for is yourself.“, wirft Roslyn Guido vor. Der Verlust seiner Frau hat ihm auch seine Seele geraubt.
“Don‘t spin the prop until i check the switch“
Dabei fing alles so harmlos an. Die Tänzerin Roslyn, ihre Freundin Isabelle (Thelma Ritter) und Gay und Guido lernen sich in einer Bar in Las Vegas näher kennen, ein Wort gibt das andere („„Did you ever get to know a man any better, when you were asking him a lot questions?“) und bald schon machen die vier eine Landpartie. Guido hat ein Haus am Rande der Wüste, das er mit seiner verstorbenen Frau bewohnte. Er beschreibt sie mit den Worten „A 100% uncomplaining like a tree.“, aber Roslyn gefällt diese Anforderung von einem Mann an eine Frau nicht: „Maybe that killed her. You know, complaining helps you to stay alive.“, antwortet sie ihm forsch. Darauf folgt eine schöne Tanzszene, in der Gay von Guido abgeklopft wird und zeigt, was er auf der Tanzfläche alles so kann. Die Szene erinnert etwas an Jarmusch’s Tanzszene in einem seiner frühen Filme („Down by Law“) und auch hier ist viel Whiskey im Spiel. Als Roslyn von der Terrasse in den Garten torkelt und unter einem Baum alleine weiter tanzt, denkt man uniwillkürlich an Fellini’s „Dolce Vita“, es ist also durchaus möglich, dass alle beide von John Huston geklaut haben. „You just shine in my eyes“ meint Gay zu Roslyn und bald ist klar, dass sie bei ihm bleiben wird.
“Anything better than wages“
Aber die morgendliche Frühstücksidylle wird durch einen von einem „barg-eyed rabbit“ angebissenen Salatkopf getrübt, denn Gay will ihn sofort erschießen, es geht ja um seinen Salat und sein Überleben, aber das will Roslyn nicht verstehen. Gut, dass Guido und Isabelle wieder auf Besuch gekommen, denn so kann der Streit (vorerst) nicht eskalieren. Eine kleine Pin-Up Referenz an Roslyn‘s (Marilyn’s) früheres Leben zeigt sie auf der Innenseite einer Kastentüre. Und bald wirbt auch Guido wieder um sie: „You have the gift for life the rest of us are just looking for a place to hide and watch it all go bye.“ Einer der meistgesprochenen Sätze zwischen den Männern ist „anything better than wages“, alles ist besser als Lohnarbeit, denn diese steht unter der Würde eines Cowboys und das ist es schließlich auch, warum sie ihren bisherigen Lebensstil nicht aufgeben wollen, denn nur so können sie frei sein, auch wenn es auf die Kosten der Mustangs oder Kaninchen dieser Welt geht: „Nothing can live without killin‘ something else“.
John Huston
Misfits – Nicht gesellschaftsfähig
The Misfits, USA 1961
125 Minuten
DVD Twentieth Century Fox
Mit Clark Gable, Montgomery Clift, Eli Wallach, Marilyn Monroe
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-07-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.