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Ken Hughes - Cromwell – Der Unerbittliche
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Hughes, Ken:
Cromwell – Der
Unerbittliche

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(Bücher frei Haus)

„Warum glauben immer alle die ein Schwert führen, dass Gott auf ihrer Seite ist? Wer ist denn auf Gottes Seite?“, klagt der überzeugte Protestant Oliver Cromwell in seiner Rede vor dem englischen Parlament, das in ein House of Lords und ein House of Commons gespalten ist. Ein Dialog zwischen Cromwell und Ayerton, die beide ihre Generationen verkörpern, wirkt als Prolog zur Geschichte, in der Cromwell sich schließlich als Anführer eben dieses Bürgerkrieges wiederfinden wird, obwohl er eigentlich mit seinen Kindern nach Amerika auswandern wollte, um seinen Söhnen Oliver und Richard eine vielversprechendere Zukunft zu bieten. „Einem jungen Mann verzeiht man aufrührerische Reden. Er wäre kein junger Mann, wenn er die Welt nicht verändern wollte“, antwortet er Ayerton schließlich. „Nicht die Welt“, antwortet ihm Mr. Ayerton, „aber England“. „Durch einen Bürgerkrieg?“, antwortet Cromwell verächtlich. Sogar zwei Bürgerkriege sollten das Land heimsuchen, bevor es für eine kurze Zeitspanne (1649-1660, Commonwealth of England) zur ersten Republik der modernen Welt wurde.

Königsmörder, Befreier oder Tyrann?
Cromwell - wie er im Film gezeigt wird – war aber nicht von Anfang an ein „Königsmörder“, sondern durchaus moderat konservativ, ein Puritaner eben, der an gerechte Herrschaft glaubte. Erst durch den Verrat des Königs wurde Cromwell zu dem als was er in die Geschichte einging, zuvorderst aber war er vor allen Dingen Protestant, wie es durch die folgende Worte zum Ausdruck kommt: „Hat der König die Reformation vergessen? Die Inquisition?“ Charles I. (Stuart), der König, hat eine Katholikin zur Frau genommen, was zu Aufständen und Rebellionen gegen das Königreich in Schottland und Irland führt. Der König hat aber kein Geld eine Armee zu mobilisieren und will die Stände besteuern. „Durch eine Kriegserklärung an mein Volk mein Königreich retten?“ „Ja“, antwortet ihm sein Parlament, „bevor das Volk Ihnen den Krieg erklärt“. „Es wird in Irland keinen Frieden geben ehe nicht die katholische Religion dort vernichtet wird“, donnert Cromwell, der vorerst bescheidene Parlamentsabgeordnete im Hintergrund.

Zwei Bürgerkriege und eine neuer König
Mit den Worten „It’d be either your king, or your parliament“ wird der schließlich unvermeidbare Bürgerkrieg im englischen Parlament eröffnet, der zu einer kriegerischen Auseinandersetzung auf dem Feld der Ehre zwischen zwei Armeen – einer des Volkes und einer der Lakaien des Königs – führt. „May God give us strength in this unhappy hour of civil war“, betet Cromwell für seine Nation. Für Unterhaltung sorgt der Lord of Essex und Manchester, die die Oberschicht repräsentieren, die auf Seiten Cromwells kämpft: „Missed my breakfast today. Damned trickty things, stomachs“
, meint Lord Manchester auf dem Schlachtfeld bei Naseby, 1645, wo sich die Royalisten und Gegner in einer Massenszene mit Kampfgetümmel den Garaus machen. „It’s not numbers, but tactics“, motiviert Cromwell seine Armee und seine Söhne Richard und Oliver. Cromwells Armee war wohl besonders deswegen so schlagkräftig, weil sich in ihr die gesellschaftliche Hierarchie umdrehte. Offiziersränge wurden nicht aufgrund von Herkunft, sondern von Leistung und Fähigkeit vergeben und so konnte auch ein einfacher Handwerker in seiner Armee, den sog. „Ironsides“, aufsteigen. Die „Eisenseiten“ oder „Eisenharten“ waren die Kavallerie der sog. „New Model Army“, die den Sieg über die Royalisten 1645 bei Naseby trotz der gegnerischen Übermacht von 2:1 erzielte.

Anarchy, corruption, division and dissatisfaction
„And where was your conscious, this day, when you parleyed with the king?“ , fragen ihn seine Männer, denn Cromwell verhandelt auch nach seinem Sieg noch mit Charles I. Dieser wird wegen Hochverrats geköpft und England somit am 30. Januar 1649 zur Republik, wenn auch nur bis zum Tode Cromwells. Am Tag seiner Hinrichtung frägt der König nach dem Wetter und ist froh ein zweites Unterhemd angezogen zu haben: „For if I trembled with cold my enemies would say it was from fear I would not expose myself to such a reproach.“, spricht Alec Guinness als Charles I. in feinstem Oxford English. Als darauf Cromwell die Krone angeboten wird, wird er wütend und teilt nunmehr „seinem“ Parlament oder dessen Unterhändlern mit, er werde sie zerstören, wenn sie ihm dieses Angebot ernsthaft unterbreiten würden. Dafür hätten sie den Bürgerkrieg schließlich nicht geführt. Toll ist seine Ansprache an das Parlament bei seiner Rückkehr ins politische Geschäft. Im vorliegenden Film lässt Cromwell das „Haus“ sechs Jahre walten, um es dann, nach seiner Rückkehr aufzulösen und die Regierungsgeschäfte fünf Jahre lang bis zu seinem Tod selbst zu führen. „What do I find? Anarchy, corruption, divison and dissatisfaction. Gentlemen, I say, ...an immovalbe parliament is more obnoxoius than an immovable king. (...) You are drunkards, tricksters, villains, whoremasters, godless selfseeking ambitious tricksters. (...) You are scum, Sir, and not even truly elected scum this is no parliament I declare it dissvoled...“.

Geschichte: Wiederkehr des Gleichen?
„Lord Protector of England, Scotland and Ireland. Christ not Man is King.“, steht auf seinem Grab und die positive Bewertung der Figur durch den Film ist in Realität höchst umstritten, da Cromwell nicht nur eine Militärdiktatur errichtete, sondern auch die prinzipiell unabhängigen Königreiche Schottland und Irland durch seine Truppen besetzten ließ. Auch die Massaker unter den Royalisten – egal ob Zivilisten, Gefangene oder katholische Priester – tragen nicht unbedingt zu einer guten Reputation bei. Besonders bei Katholiken und Iren ist Cromwell auch heute noch verhasst, während er in England selbst als Begründer der Grundfeste der Republik u.a. auch durch eine Statue vor dem Palace of Westminster in London geehrt wird. Auch sein Vorgehen gegen die Levellers und True Levellers kann nicht positiv bewertet werden. Allerdings muss auch gesagt werden, dass er gerne das protestantische Europa unter England vereint hätte und die Gegenreformation so aufhalten hätte wollen. Wenn man an die Inquisition der Katholiken denkt also doch eine positive historische Identifikationsfigur? Allein die Tatsache dass seine Leiche und die zweier anderer führender Republikaner nach deren Tod auf Veranlassung von Charles II. wieder ausgegraben wurden, um sie erst symbolisch als Königsmörder zu köpfen und dann auf Speeren aufzuspießen und zur Abschreckung gegenüber der Westminster Hall auszustellen, zeigt wie groß die Angst der Royalisten vor den Republikanern war und was Klassenjustiz damals bedeutete.

Ken Hughes
Cromwell – Der Unerbittliche
Mit Richard Harris als Oliver Cromwell, Alec Guinness als König Charles, Robert Morley als Earl of Manchester, Timothy Dalten als Prinz Rupert, u.v.a.m.
USA, 1970/2016, 141 Minuten
Koch Media Home Entertainment

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-03-24)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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