Ethik ist seit langer Zeit sowohl eine Disziplin der Philosophie als auch der Systematischen Theologie. In beiden kennt sich der Autor des vorliegenden Werkes, der Theologe und ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Wolfgang Huber, sehr gut aus. Als Hochschullehrer, als Repräsentant der Protestanten in Deutschland und durch seine Mitarbeit in unzählige Ethikkommissionen hat er die Veränderung der Fragen, die die Welt und die Gesellschaft an die Ethik stellt, miterlebt und sie immer kritisch begleitet.
Denn die Fragen sind andere, als etwa zu der Zeit, als ich als Student der Theologie – auch mit Texten von Wolfgang Huber – nach christlich verantwortbaren Antworten und vertretbaren Handlungen suchte.
Die moderne Medizin etwa hat ganz zu Beginn und am Ende eines menschlichen Lebens ganz andere Möglichkeiten als vor noch einer oder zwei Generationen. Was ist ethisch vertretbar und wie kann man das jeweils begründen in einer Gesellschaft, in der die christliche Religion keinen Alleinvertretungsanspruch mehr erheben kann?
Auch der Klimawandel und die Frage des gerechtfertigten Einsatzes von Gewalt gegen Gewalttäter wie etwa Terroristen oder Unrechtsregime werfen neue Fragen auf nicht nur an politisches Handeln, die dringend nach einer umfassenden Antwort verlangen.
Zwanzig dieser Grundfragen behandelt Wolfgang Huber in seinem Buch und formuliert für jede Maßstäbe des Menschlichen für ihre Lösung. Auch wenn der eine oder andere bei verschiedenen Grundfragen des Lebens zu anderen für sich selbst verantwortbaren Antworten kommen mag, ist das Buch doch in Zeiten der „Unübersichtlichkeit“ (Habermas) ein wichtiger, verständlicher und hilfreicher Wegweiser für ein eigenes kritisches Bewusstsein und ein verantwortliches Leben.
Huber ist Christ und er argumentiert af dieser Grundlage. Christliches Bekenntnis und politische Verantwortung gehören für ihn seit Jahrzehnten zusammen. Das spürt man auch diesem Buch ab, dem ich viele kritische und aufmerksame Leser wünsche.
Wolfgang Huber, Ethik. Die Grundfragen des Lebens, C.H.Beck 2013, ISBN 978-3-406-65560-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-09-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.