Houellebecq surft die gegenwärtige französische Welle der Sexliteratur bis sie bricht. Das Allheilmittel von frei verfügbarem, weil käuflichem Sex, das er an der Langeweile und Frustration seines literarischen Ich erprobt und das zunächst das Elend der apokapytalistischen Lebens- und Produktionsbedingungen zu beheben verspricht, will er uns dann auch nicht allen Ernstes verschreiben. Das vermeintliche Plädoyer für heilkräftige und weltverbessernde Urlaubsfickerei im Rahmen touristischer Reiseangebote klingt zwar aus dem beschriebenen und beschreibenden Blickwinkel anfänglich geradezu notwendig - sowohl hinsichtlich des Hormonhaushalts der traurigen Bewohner einer trostlosen Welt als auch als Ergebnis der in extenso ausgeführten Marktanteilsanalysen und Verbraucherstudien -,doch letztlich stößt diese in sexuellen Ausschweifungen fortgesetzte koloniale Weltaneignung auf houellebecqsche Widerstandsmodule. Gerade als die körpergepanzerte Kälte des käuflichen Sex von den Emotionen der Liebe aufgetaut zu werden beginnt, treffen Touristen (aus dem Westen) auf Terroristen (wohl aus Nahost). Projektile verdrängen die errigierten Schwänze (ja, ja: der Stachel des Fleisches), damit dann irgendwo in einer ausgeweiteten Kampfzone die Wertmaßstäbe zwischenmenschlicher Begegnungen und berechnender Marktgesetzlichkeit abgeglichen werden können. Projektile verdrängen die errigierten Schwänze (ja, ja: der Stachel des Fleisches), damit dann irgendwo in einer ausgeweiteten Kampfzone die Wertmaßstäbe zwischenmenschlicher Begegnungen und berechnender Marktgesetzlichkeit abgeglichen werden können. Das Ergebnis kann nur lauten: Ejakulieren Sie nicht zwischen die Seiten, Sie könnten das Buch zweimal lesen wollen...
[*] Diese Rezension schrieb: Dew Bondage (2003-04-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.