„Man sagt Zeit heilt alle Wunden, es gibt aber Menschen, denen es durchaus möglich ist, sich gegen die Zeit zu wehren. (…) Es gelingt ihnen die Vergangenheit zum Quell ihres Unglücklichseins zu machen. Der Vorteil, der ihnen darin besteht, ist, dass einem keine Zeit bleibt, sich mit der Gegenwart zu beschäftigen.“ Tiffany Blechschmidt (Johanna Wokalek) ist eine junge Unternehmerin, die es vorzieht, allein zu leben, denn unter dem harten Regiment ihrer Mutter (Iris Berben), die ihrer immer wieder als Geist erscheint, kann sie nur sehr unfrei leben und denkt immer an die Schattenseiten des Lebens. Doch dann vertraut sie sich ausgerechnet dem falschen Mann an und ihr Unglück wird dadurch noch verlängert, man nennt dies wohl self-fullfilling prophecy.
Glück im Unglück
„Leben muss man es vorwärts, verstehen kann man es nur rückwärts“, heißt es auch in der an Lebensweisheiten nicht armen Spielfilmkomödie, der in Anlehnung an das gleichnamige Buch des österreichischen Psychologen Paul Watzlawick aus dem Jahre 1983, gedreht wurde. Das Buch war eigentlich eine Persiflage auf die Flut an Ratgeberbüchern, die es damals schon en masse gab, wurde aber bald selbst zum Ratgeber, wenn auch mit ironischen Unterton, eher ein Anti-Ratgeber. Der große Erfolg im deutschsprachigen Raum führte auch zur Übersetzung in viele andere Sprachen und es ist interessant, wie der Titel übersetzt wurde, denn es zeigt auch kulturelle Gepflogenheiten im Umgang mit (Un-) Glück: Auf Englisch: „Situation Is Hopeless, But Not Serious: The Pursuit of Unhappiness“. Auf Italienisch: „Istruzioni per rendersi infelici“, auf Französisch: „Faites vous-même votre malheur“ und auf Spanisch: „El arte de amargarse la vida.“
Anti-Komödie-Komödie
„Das Glück macht an Höhe wett, was ihm an Länge fehlt.“ Als ihre kurze Affäre mit dem Polizisten - natürlich unglücklich - zu Ende geht, wird die Bahn endlich frei für die große Liebe und ihren jungen Verehrer, der immer in ihrer Fleischhandlung einkauft, nur um sie zu sehen. Natürlich wünscht man den beiden viel Glück bei der Verwirklichung ihrer Wünsche und Lebensvorstellungen, allerdings stellt man es sich natürlich schwierig vor, mit einer Frau wie Tiffany, die ihren Spiegel aus Angst vor Geistern verhängt, lieber in einem Einzelbett schläft und immer mit dem rechten Fuß zuerst aufsteht, damit ihr ja kein Unglück geschehe. Dabei ist man stets selbst die Quelle des Unglücks, wenn man nicht die richtige Einstellung zum Leben hat. Fazit: eine deutsche Anti-Komödie-Komödie à la Paul Watzlawick.
Sherry Hormann
Anleitung zum Unglücklichsein
DVD Studiocanal 2013, 87 min.
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-06-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.