Burne Hogarth - Tarzan Sonntagsseiten 1941 – 1942 Band 6
Buchinformation
Blutige Kriege mit Eingeborenen, kämpferische Auseinandersetzungen, die Begegnung mit vergangenen und verlorenen, „versunkenen“ Zivilisationen und immer wieder die Konfrontation mit egomanischen, exzentrischen ausschließlich auf sich selbst und ihren Profit fokussierten Individuen prägen die Geschichten um Tarzan’s Abenteuern im Dschungel, mit denen Burne Hogarth Fosters Erzählungen um die goldenen Stadt beendet. Der Geschichte wo die Kämpfe um die goldene Stadt zu Ende geführt wird, folgen eine ganze Reihe weit ausholender Erzählsequenzen, die in „unterschiedlicher Akzentuierung traditioneller Handlungsmuster“ ein mehr oder weniger gemütliches Afrika variieren und darstellen, so Baumann im Vorwort. Hogarths erste Geschichte, die er allein zu verantworten hatte, war „Tarzan und die Van Boerens“ und zog den Schluss, dass diese wilden Frauen des Urwalds nicht berechenbarer seien als ihre zivilisierten Schwestern, wie es auch auf der Rückseite des Covers dieser Ausgabe auf Englisch zitiert wird. Ist Tarzan alleine im Dschungel mit seinen Affen wirklich glücklich?
Vom Glück in den Bäumen
Die kulturgeschichtlichen Implikationen, die eine Figur wie Tarzan beinhaltet, veranlassten etwa den französischen Journalisten, Schriftsteller und Drehbuchautor Francis Lacassin dazu, das Verhalten des Helden mit den Worten zu beschreiben, die ihn von einer Liane heruntergleitend, seinen Naturpalast verlassend zeigen, ausschließlich um in der Welt der Menschen auf gütige Könige auf schwankenden Thronen, träge Prinzessinnen, tollkühne Entdecker, Farmer mit ehrwürdigen Absichten und tapfere fleißige Frauen zu stoßen und ihnen zu helfen. Eigentlich könnte er allein in seinem Dschungel mit den Affen ja glücklich sein, aber nein, er habe sich in einen unversöhnlichen Kämpfer für die Gerechtigkeit verwandelt, dessen muskulöser Körper kein Rasten kenne, so Lacassin und das, obwohl es ihm in seinem Dschungel eigentlich herzlich wurscht sein könnte, was sich in der Welt der Menschen so abspielt. Burne Hogarth modifiziere seine Illustrationen und ihre Orientierung und schaffe in seinem Panorama Perspektiven unterbewusster Platzierung der Charaktere mit bestimmten Objekten und so eben auch unterschiedliche Grade von Tiefe, so Lacassin über Hogarth. Tarzan sei nicht nur ein „ritterlicher, starker, tapferer, einfallsreicher und überaus gewandeter Kämpfer der Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit“, sondern fühle sich dieser auch verpflichtet. Er verfüge zugleich „über die Gabe mit seinen feinen Sinnen kleinste Veränderungen in der Atmosphäre wahrzunehmen und einen Sturm vorauszusagen“. Tarzan als Nietzsches Übermensch?
Wächter des Fairplay
Von besonderer Eindringlichkeit sind Hogarths Illustrationen, wenn sie teilweise sowohl horizontal als auch vertikal jeweils über die traditionellen Layout-Grenzen hinausgreifen und den zur Verfügung stehenden Raum so neu gestalten. Der mythisch archetypische Titelheld macht das gesamte Epos zu einem ganz besonderen Abenteuer, denn Tarzan ist der ideale Protagonist, „der majestätische Kempe, der es vermag, uns aus dem beschränken Gefängnis unsere Routine-Existenz herauszuholen“, so Hogarth. „Er ist der nostalgische Teil eines jeden von uns, (...) er ist die Inkarnation unseres nicht eingestanden Wunsches nach jeder Form der Befreiung vom Unbedeutendsein und Erniedrigung.“ Er sei unser alter Ego, unser zweites, von konzentrierter Macht, Größe und Pracht befreites Selbst. Seine Taten seien von keinerlei niederen Motiven geleitet und in seiner Welt gebe es keine höheren oder niederen Völker. Vor ihm und für ihn seien alle Menschen gleich. Tarzan ist Exponent der Gerechtigkeit, der seine Weisheit freigiebig an alle verteilt. Er sei eine Art unparteiischer Wächter des Fairplay, der personifizierte Gegensatz zu altem Stolz und Selbsttäuschung. „Tarzan ist in der Lage ein außergewöhnliches Gefühl von Respekt entstehen zu lassen und zugleich eine atemberaubende Aura von Würde zu generiere.“, so Hogarth.
Triumph des Guten
Tarzan besitze eine charismatische Persönlichkeit, seine Gegenwart gebiete sofortige Höflichkeit, gleichzeitig strahle er aber auch Autorität aus. Ungeachtet all dieser herausragender Qualitäten ist Tarzan immer menschlich und stehe weder über der Sinnfrage noch über dem Schmerz, auch wenn er selbst sicherlich nicht vor Täuschungen und Irrtum gefeit ist. Er sei fähig zu leiden, könne auf Niedergeschlagenheit und Trauer reagieren und sei kein Supermann, so Hogarth. Seine Energie, Grazie und Tugend symbolisieren die unvermeidliche Lebensquelle, die Erde, die Saat, den Regen, die Ernte, seine Taten Triumph über Unglück und Tod, so Burne Hogarth über seinen außergewöhnlichen Protagonisten. In vorliegendem Band kämpft er unter anderem gegen Gregor Masada, Klaas Banger, Molocar, Towrit Kalban und Martius, vor allen Dingen aber gegen die Habgier und nicht den Menschen, denn diese sind nicht böse, sondern höchstens besessen.
Burne Hogarth
Tarzan Sonntagsseiten
1941 – 1942 Band 6
(Originalseiten 513 - 616)
Großformatiger (26,3 x 35,4 cm) Hardcover-Band, 112 Seiten
erstmals in der restaurierten ursprünglichen Farbversion der US-Sonntagsseiten!
Vorwort: Uwe Baumann
Übersetzung: Barbara Propach
ISBN 978-3-939625-66-7
29,90 EUR [D] / 30,80 EUR [A] / 40,90 sFr [CH]
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-08-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.