Wie kam es, dass Europa, bis zum 15. Jahrhundert ein eher trostloser armer Kontinent, ab etwa Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine Entwicklung nahm, die ihm in fast jeder Hinsicht eine Weltmachstellung brachte?
Der amerikanische Professor für Wirtschaft und Geschichte Philip T. Hoffman geht in seinem in den USA hoch gelobten Buch dieser Frage nach und identifiziert permanente Spannungen und militärische Auseinandersetzungen der einzelnen europäischen Reiche und selbst kleiner Fürstentümer untereinander als Ursache eines enormen Wettrüstens, während dem sie neben dem Schießpulver auch viele andere Technologien entdeckten, als Ursache dafür, dass Europa immer mehr an auch globalem Einfluss gewann. Dieser innereuropäische militärische Wettbewerb verschaffte den Europäern im Gegensatz zu anderen Weltmächten jener Zeitspanne, den „entscheidenden Vorteil“. Doch mit dem Ersten und erst recht mit dem zweiten Weltkrieg ging dieser Vorteil verloren.
Mit dieser Ausgangsthese zeichnet Hoffman in seinem lesenswerten und informativen Buch die „Eroberungsgeschichte“ Europas nach und erwähnt auch die Schattenseiten dieser Entwicklung.
Mich persönlich regte dieses Buch an, nachzudenken über das, was Europa heute, im 21. Jahrhundert, auszeichnet. Darüber, wie die in diesen Tagen besonders deutlich sichtbare politische Notwendigkeit der Rückbesinnung auf die eigenen Stärken und Ressourcen, Europa einigen und ihm einen neuen, eigenen Platz in der globalisierten Welt verschaffen könnte.
Philip T. Hoffman, Wie Europa die Welt eroberte, Theiss 2017, ISBN 978-3-8062-3476-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-06-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.