Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Stefan Hördler, der sich schon mit einigen Veröffentlichung zur NS-Geschichte einen Namen gemacht hat, legt in diesem Buch „Ordnung und Inferno“ eine detaillierte Darstellung des KZ-Systems der Nationalsozialisten im letzten Kriegsjahr vor. Entgegen der landläufig vertretenen Auffassung, in dieser Zeit sei das vollkommene Chaos in den KZ ausgebrochen, charakterisiert durch Desorganisation und Willkür, zeigt er, dass im Gegenteil ab 1944 eine umfassende Neuordnung des KZ-Systems durchgeführt wurde und durchaus als eigenständige Phase in der Geschichte der Vernichtungslager betrachtet werden kann.
Sowohl die verstärkte Ökonomisierung der Vernichtung, als auch die Stabilisierung des gesamten Lagersystems standen dabei im Vordergrund.
Stefan Hördler nennt diese Phase „Rationalisierung“ und versteht darunter sowohl eine verschärfte und beschleunigte Massenvernichtung von Häftlingen, als auch eine schnellere „Auslese“ von arbeitsfähigen Menschen, die dringend für die Kriegsindustrie benötigt wurden.
Das Buch wurde mit dem Tiburtius Preis der Berliner Hochschulen ausgezeichnet.
Stefan Hördler, Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr, Wallstein 2015, ISBN 978-3-8353-1404-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-09-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.