Wiener einmal haben die Lektoren des C.H.Beck Verlags in München mit ihrer kleinen aber feinen Literaturabteilung einen neuen jüdischen Autor entdeckt, von dem man wie weiland bei Benjamin Stein „Die Leinwand“ in den kommenden Jahren noch einiges erwarten kann, auch wenn der mittlerweile nur noch überarbeitete Versionen älterer Bücher in einem kleinen Verlag publiziert.
Jan Himmelfarb ist 1985 in der Ukraine geboren und kam mit seiner Familie als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland, wo er im Ruhrgebiet lebt und als Angestellter eines internationalen Industrieunternehmens arbeitet.
In seinem Roman geht es hauptsächlich darum, die lange Geschichte und Verfolgungsgeschichte nicht nur der Familie selbst zu erinnern. Das Buch ist auch eine Selbstvergewisserung jüdischer Geschichte und Leidens im 20. Jahrhundert auf dem Hintergrund der neuen und immer noch ungewohnten Existenz in Deutschland.
Verfolgung und Überleben in Vergangenheit und Gegenwart sind die Themen Himmelfarbs, mit denen er nicht nur sich selbst seine Familiengeschichte schreibt und sucht seine Identität zu finden, sondern auch den Leser hineinführt in eine lebendige, harte und stellenweise auch sehr komische Familien- und Generationengeschichte.
„Schwer ist das Leben und traurig“, so sagten seine Großmutter und Mutter immer, und dieser Satz steht symptomatisch für das ganze Buch. Dass es aber mit Himmelfarbs Schilderung und Interpretation nicht permanent so bleibt, dass er dem Leben im neuen Land etwas abgewinnen kann, das strahlt ein Debütroman aus, auf dessen Nachfolger man gespannt sein darf.
Jan Himmelfarb, Sterndeutung, C.H.Beck 2015, ISBN 978-3-406-67486-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-01-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.