Der silva viennensis ist zu jeder Jahreszeit auch von „Halbschuhtouristen“ zu erwandern, wie die Autoren munter im Geleitwort schreiben, und, auch wenn es nur wenige Höhenmeter zu machen gilt, die Touren sind immer so gelegt, dass man jederzeit wo einkehren kann, um den Hunger zu stillen, oder einfach nur zu verweilen. Die herausragendste Erhebung ist der sog. Schöpfl mit 893 Metern. Der tiefste Punkt in der Lobau auf 151 Metern Seehöhe.
Fauna und Flora
Seinen Namen verdankt der Wald mit einer Gesamtfläche von 1250 Quadratkilometern weniger der nahegelegenen Bundeshauptstadt, sondern eigentlich dem Fluss, die „Wien“, die auch im Zentrum als Rinnsaal zu bewundern ist. 90 Prozent des Waldes liegen nämlich in Niederösterreich und die letzte „Bastion der Alpen“ bietet ihren BesucherInnen beinahe alles. Mischwälder mit Buchen, Fichten, Eichen, Birken, Lärchen, Kiefern und Tannen, aber auch Waldmeister, Leberblümchen, Buschwindröschen, Bärlauch und Maiglöckchen. Das kühle Feuchte des Rotbuchenwaldes ist besonders geeignet für Eierschwammerl, Herren- und Birkenpilze. Aber auch die Fauna bietet viel Leben wie etwa Wildschweine, Dachse, Füchse, Rehe, Hasen, Marder, Igel, Maulwürfe und Iltisse. 150 Vogelarten lassen sich nicht nur von Ornithologen gerne bewundern. Seit 1755 gehören auch diese – sowie der Wiener Wald – dem Staat, denn Kaiserin Maria Theresia schenkte ihn in diesem Jahr demselben.
Wandern mit Liebe
Abgesehen von den 30 sehr gut beschriebenen und mit Detailkarten ausgestatteten Wandertouren gibt es auch allerlei Wissenswartes in diesem Wanderführer zu lesen. Denn nicht nur die Natur, sondern auch die Geschichte wird erschlossen. So erfährt der Benutzer von der 14,9 km langen „Höhenstraße“, die seit 1905 den Weg durch die Wiener Weinberge und somit den „Wiener“ Teil des Wiener Waldes erleichtert. Der dortige Kahlenberg, Leopoldsberg sowie Cobenzl, Bisamberg und Nussberg zählen zu den Hausbergen Wiens, die ebenso erwandert werden können und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln (für die Rückreise) gut erreichbar sind. Einst erwanderte auch ein gewisser Joseph Kyselak (1795-1831) den Wiener Wald und hinterließ auf seinen Wanderungen seinen Namenszug, mit Pinsel und Ölfarbe eilig hingeschrieben. Selbst als Kaiser Franz Joseph ihn rügte fand dieser nach der Audienz in seinen Papieren den vertrauten Namenszug. Weitere Anekdoten sowie 30 gut beschriebene Touren erwartet den Leser in diesem klugen Wanderführer der Reihe: Kultur für Genießer: Tipps zu An- und Abfahrt, Schwierigkeitsgrad der Touren sowie Einkehrmöglichkeiten und Ausflugslokale und je eine Karte mit eingezeichnetem Streckenverlauf haben die passionierten Wanderer Peter Hiess (Autor, Übersetzer, Verleger) und Helmuth A.W. Singer (Autor, Korrektor) für den Falter Verlag recherchiert.
Wandern im Wienerwald
Die 30 schönsten Wanderungen in und um Wien
von Peter Hiess, Helmuth A.W. Singer
Reihe: Kultur für Genießer
ISBN: 9783854396062
2017, Falter Verlag, 256 Seiten
€ 22,90
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-03-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.