Der in Ramallah mit seiner Familie lebenden deutsche Schriftsteller Martin Schäuble, der sich vor allem durch sein zusammen mit Noah Pflug verfasstes Buch über „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser“ und durch seinen Reisebericht „Zwischen den Grenzen“ als profunder Kenner und Analyst des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern gezeigt hat und der in „Black Box Dschihad“, einem leider viel zu wenig beachteten Buch versuchte zu verstehen, wie ein junger Mann aus Deutschland zu einem Dschihadisten wird und ein junger Mann aus Nablus zum Selbstmordattentäter, hatte im letztgenannten Buch zusammengefasst: "Im Falle des deutschen Konvertiten sind unter anderem fehlende Bindungen und gestörte Beziehungen verantwortlich", und bei Saed konstatiert: "Das Lebensfundament des Palästinensers ist auch nachdrücklich durch die alltägliche Gewalterfahrung in den besetzten Gebieten gestört worden."
In einem Interview mit dem Süd-Kurier, der Zeitung, die in Schäubles Heimat in Konstanz erscheint, hatte er vor einiger Zeit wenig Hoffnung gezeigt, dass sich in absehbarer Zukunft in diesem Konflikt irgendetwas zum Besseren bewegen könnte und beiden Seiten den ehrlichen Willen zu einer messbaren Veränderung abgesprochen.
Der 2013 verstorbene Stephane Hessel hat kurz vor seinem Tod zusammen mit der Europaabgeordneten Veronique de Keyser ein Buch geschrieben, in dem er nicht nur der Genese der Gewalt und der Unterdrückung in Palästina nachgeht, sondern auch aktuell der Politik der europäischen Ländern vorwirft, in der Nahostkrise seit langer Zeit versagt zu haben.
„Ich weiß nicht, ob wir mit mehr Entschlossenheit und mehr politischem Mut hätten Öffnungen schaffen und den Frieden voranbringen können. Trotz all unserer finanziellen und logistischen Unterstützung der Palästinenser haben wir gegen unsere politische Verantwortung verstoßen, die seit 1948 gebot, Israeli und Palästinenser gleich zu behandeln und für die Sicherheit und die Rechte beider Völker einzustehen. Fünfundsechzig Jahre danach ist die Asymmetrie himmelschreiend… Wenn wir diesen Kurs nicht ändern, ist die Fortsetzung der Geschichte schon klar. Eines Tages wir der Nahe Osten in Flammen stehen. Keine Demütigung, keine Unterwerfung wird ewig ertragen. Kann die palästinensische Jugend das Blatt noch wenden?“
Europa, so Hessel darf der Gewalt nicht in die Hände spielen. Es muss sich mit den Palästinensern empören und die Fackel ihrer Hoffnung und ihres Zorns weitertragen.
Grundsätzlich richtig findet das der Rezensent, bis wieder einmal mitten in einer israelischen Stadt ein Bus mit unschuldigen Schulkindern in die Luft fliegt, oder eine israelische Stadt von Raketen der Hisbollah beschossen wird…
Stephane Hessel, Veronique de Keyser, Palästina. Das Versagen Europas, Rotpunktverlag 2014, ISBN 978-3-85869-588-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-05-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.