Die Frage, die Papst Franziskus 2016 bei der Verleihung des Karlspreises den anwesenden Vertretern der EU gestellt hat, ist der Titel des neuesten politischen Hoffnungsbuchs des katholischen Sozialethikers Friedhelm Hengsbach, in dem er für ein sich neu erfindendes Europa plädiert, in dem mehr Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität einfordert.
Er traut Europa und seinen Völkern viel zu, auch wenn er konzediert, dass für ein Wandel hin zu einem gerechteren und solidarischen Europa als Teil einer Weltgemeinschaft Zeit von Nöten ist. Doch er ist auf eine Weise optimistisch, wie sie einem aufrechten Christen ansteht, optimistisch und deshalb radikal. Er schreibt in seinem Buch:
"In einer globalisierten Welt wächst die Solidarität über nationale und kontinentale Grenzen hinaus. Innerhalb einer Nation braucht es Zeit, bis sich ein Bewusstsein aufgrund erlebter Geschichte oder gemeinsamer Interessen gebildet hat. Erst recht fremdeln Menschen, wenn supranationale oder internationale Solidarität eingefordert wird. Dass die gesamte Menschheit zunehmend in eine Solidargemeinschaft hineinwächst, ist dem wachsenden ökologischen Bewusstsein und der Einsicht geschuldet, dass alle Menschen relativ unterschiedslos Bewohner eines gemeinsamen Hauses, des blauen Planeten Erde sind, der ihnen den Raum zu leben bietet."
Das sich diese Einsicht weiter verbreitet, hat aktuell wenig günstige Bedingungen. Doch wenn es keine visionären Menschen gäbe wie Hengsbach, müsste man das ganze Projekt Europa schon von vornherein verloren geben.
Und das kann keine christlich-politische Option sein.
Friedhelm Hengsbach, „Was ist los mit dir, Europa“, Westend 2017, ISBN 978-3-86489-166-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-04-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.