Viele Jahre waren wir daran gewöhnt, mit relativ hohen Arbeitslosenzahlen zu leben. Ich kann mich gut an Zeiten erinnern, wo man etwa von einer Lehrerschwemme sprach, und gut ausgebildete Frauen und Männer oft Jahre warten mussten, bis sie den Beruf auch ausüben konnten, von dem sie teilweise schon in ihrer Jugend träumten. Selbst in der Kirche sprach man Ende der achtziger Jahre von einer Pfarrerschwemme und ließ es zu, dass die besten eines Jahrgangs abwanderten in die Personalabteilungen großer Firmen, wo sie mit ihrer hohen kommunikativen Kompetenz leicht und schnell Karriere machten. Heute werden wieder verzweifelt junge Menschen gesucht, die sich für den geistlichen Beruf interessieren könnten.
Hierbei steht die Kirche in der Konkurrenz mit vielen anderen Institutionen und Branchen. Denn um die kleiner werdenden Schulabgängerjahrgänge reißen sich immer mehr Firmen, die unter zunehmendem Fachkräftemangel leiden. Dies ist ein demographisches Phänomen, das unsere Gesellschaft wohl noch lange im Griff haben wird.
Abhilfe, so zeigt Margaret Meckel in ihrem interessanten Buch, schaffen in Ansätzen schon heute die Unternehmen und Betriebe, die begonnen haben, mit den überkommenen Altersbildern aufzuräumen und das Kapital ihrer älteren und erfahrenen Mitarbeiter neu zu schätzen lernen.
Margaret Meckel ist durch unser Land gereist und hat viele Firmen besucht, die mit älteren Arbeitnehmern gute Erfahrungen gemacht haben. Und sie hat neben vielen interessanten Beobachtungen und den Beschreibungen, welche Qualitäten ältere Mitarbeiter mitbringen und einbringen, festgestellt, dass es genau diese Firmen sind, die zu dem erfolgreichsten zählen.
Hier liegt also viel Zukunftspotential. Deshalb ist das Buch nicht nur eine Ermutigung für Menschen jenseits der 50, sondern auch eine Aufforderung an kleine und größere Unternehmer und Arbeitgeber, die Chancen zu nutzen und schon frühzeitig das Potential ihrer erfahrenen Mitarbeiter zu schätzen und sie an den Betrieb zu binden, sondern auch an die Politik, jene Flexibilität zu schaffen, die Betriebe und Arbeitnehmer brauchen, um auch jenseits der Altersgrenzen noch ihre Potentiale zum Wohle aller einzubringen.
Margaret Heckel, Aus Erfahrung gut. Wie die Älteren die Arbeitswelt erneuern, Edition Körberstiftung 2013, ISBN 978-3-89684-151-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-11-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.