Lukas Hartmann hat nach längerer Zeit wieder einmal einen Roman für Kinder geschrieben, etwas, was er genauso gut beherrscht wie die Bücher, die er für Erwachsene schreibt.
In „Mein Dschinn“ erzählt Lars eine abenteuerliche Geschichte, die damit beginnt dass er elfjährig aus einem Schweizer Heim für Jungen flieht. Ein neuer Gruppenleiter hat dort angefangen zu arbeiten und Lars kommt mit ihm überhaupt nicht zurecht. Ein weiterer Grund für seine Flucht: er will zu seiner Mutter Tamara, von der lediglich weiß, dass sie wahrscheinlich in Indien lebt. Von dort jedenfalls erhielt er ihren letzten Brief, den er die ganze Zeit in seiner Hosentasche mit sich führt.
Kaum aus dem Kinderheim weggelaufen, erhält Lars von einem LKW-Fahrer namens Kol eine Mitfahrgelegenheit. Kol ist sehr freundlich zu ihm, und er lässt Lars nicht nur in seinem abgelegenen Haus übernachten, sondern versorgt ihn auch mit Nahrung. Da Kol darüber hinaus offenbar die ganze Familiengeschichte von Lars kennt, überlegt der ernsthaft, ob Kol ein Dschinn ist, sein guter Geist. Und der Leser erinnert sich, dass Lars schon auf der ersten Seite des Romans, als er auf Anraten seines Deutschlehrers nach dem Ende des ganzen Abenteuers beginnt seine Geschichte aufzuschreiben, sagt: „Ich erzähle es euch, wie es wirklich war.“
Für Lars ist Kol ein Dschinn. Er hilft ihm, auf einer langen Reise seine Mutter Tamara zu finden. Auf ihrer ersten Station in Rom trifft Lars auf das hilfsbereite Roma-Mädchen Suni. Sie nimmt ihn mit in ihr Lager, wo die Roma ihn als Taschendieb ausbilden, was ihm auf seiner weiteren Reise noch sehr helfen wird. Diese Reise führt Lars und seine Helfer bis nach Indien. Wie sie dort in einer dramatischen und gefährlichen Aktion Lars` Mutter finden, ist spannend erzählt, und fesselt nicht nur den jungen Leser.
Für Kinder ab etwa neun oder zehn Jahren kann man diesen schönen Abenteuerroman sehr empfehlen. Lukas Hartmann führt seine Leser nicht nur durch fremde Welten, sondern er thematisiert mit viel Gespür und Verständnis die Themen von Integration, Migration und Außenseitern.
„Mein Dschinn“ ist ein Buch voller Schönheit und Poesie, ein Buch, das erzählt von der Hoffnung und voller Detailkenntnis ist über die Lebens- und Erfahrungswelten von Kindern.
Lukas Hartmann, Mein Dschinn, Diogenes 2014, ISBN 978-3-257-01172-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-12-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.