Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Rezensionen


 
Harenberg - Sehnsuchtskalender 2011
Buchinformation
Harenberg  - Sehnsuchtskalender 2011 bestellen
Harenberg :
Sehnsuchtskalender 2011

Bei amazon bestellen

(Bücher frei Haus)

Die Harenberg Sehnsuchtskalender gibt es mit verschiedenen Motiven, hier liegt der Kalender „Venedig 2011“ vor, der 53 Bilder im Postkartenformat von der venezianischen Hafenstadt zeigt. Schon das Titelbild verzaubert, wenn zwischen den Säulen des Dogenpalastes sich im Hintergrund San Giorgio di Maggiore sich im Nebel erhebt und die Sonne durch die Säulen durscheint, als kämpfe sie selbst gegen die Unwirklichkeit dieser so surrealen Erscheinung. Andere Bilder in dem vorliegenden Kalender zeigen den Karneval und seine Masken, die Pferde von San Marco, die Napoleon einst entführen ließ und die Venezianer selbst aus Konstantinopel entführten, die Säulen der Piazzetta, das Caffè Quadri, den rosa und bonbonfarbenen Dogenpalast oder eine der 400 Brücken der Lagunenstadt. Auf der Rückseite der Kalenderblätter befindet sich jeweils eine genaue Beschreibung um was genau es sich bei der Abbildung handelt und natürlich ist sie als Postkarte vormarkiert. So kann die Sehnsucht also auch geteilt werden und in die Welt verschickt werden, an den Ort ihrer Herkunft.

„Als Kind schon liebt ich es: Venedig lebte/In meiner Brust wie eine Feenstadt,/Die, Wassersäulen gleich, dem Meer entschwebte,/Ein Markt des Reichtums und der Freude Pfad!/ Durch Otway, Radcliffe, Schiller, Shakespeare tat/ Sich mir ihr Bildnis auf, und in mir tragen/ Will ich’s, wie viel sich auch verändert hat;/ Mir teurer ist sie in des Unglücks Tagen/ Als in der einst’gen Pracht, die sie zur Schau getragen.“ So steht es zwar nicht im vorliegendem Kalender, aber wer weiß, vielleicht hat eines der abgebildeten Monumente den Dichter Lord Byron ja zu genau diesem Gedicht inspiriert. Lord Byron, der 1816 in Venedig weilte und sich dabei nicht nur in die Stadt, sondern vor allem auch in ihre Frauen verliebte, war wohl beim Verfassen obiger Zeilen mehr als gerührt. Die im Gedicht angesprochene Tristesse rührt vor allem von der Tatsache her, dass die Franzosen unter Napoleon zuvor die Stadt geplündert hatten, die Bevölkerung nunmehr auf 100.000 herabgesunken war und die Paläste Stück für Stück in die Kanäle bröselten. Im Arsenal, das einstige Machtzentrum der Serenissima, verrotteten die Schiffe und an allen Ecken und Enden fehlte es. Die freie Rede war zensiert und zigtausende Huren arbeiteten an dem verruchten und moralisch versumpften Klischee der Lagunenstadt. Byron wäre es zuzumuten gewesen, dass er gerade deswegen nach Venedig kam, denn seine mannigfaltigen Liebesabenteuer stellen selbst einen Casanova in den Schatten. „Marianna hatte diesen Ausdruck (den orientalischen, JW) offenbar von Natur aus, dafür eine tiefrote Gesichtsfarbe, die der junge Lord, wie die amerikanische Byron-Biografin Benita Eisler anmerkt, als einen ‚permanenten Erregungszustand’ interpretierte.“ Und diesen zu stillen stand auch der Ehemann dieser Angebeteten dem gierigen ausländischen Lord nicht im Wege.

Was die wenigsten über Venedig wissen: Aldo Manuzio war es im 15. Jahrhundert in Venedig gelungen, sein Haus zu einer Anlaufstellen für Gelehrte und Neugierige zu machen und gewissermaßen auch zu einem Umschlagplatz der Ideen und Eingebungen. Durch seine Buchdruckerei am Rio Tera Secondo gelang es ihm klassische griechische Texte und lateinische Autoren einem größeren Publikum zugänglich zu machen und er gründete sogar einen Klub der Hellenen in dem es ausdrücklich verboten war andere Sprachen als das Griechische zur Kommunikation zu verwenden. Damals war Venedig das Zentrum der Druckerkunst und in der reichen und mächtigen Stadt lebten 190.000 Menschen und es gab 200 Druckereien. Zu Aldo Manuzios Gästen gehörte u. a. auch Erasmus von Rotterdam, der auch in unseren Landen allseits bekannt sein dürfte. Was gibt es also Passenderes, als dieser wunderbaren Stadt mit einem Kalender zu huldigen? Gedichte vielleicht?

Urlaubsstimmung auf dem Schreibtisch zu zaubern ist das erklärte Ziel dieser Publikation des Harenberg Verlages und mit dem Venedig Kalender 2011 ist ihm dies auch sicherlich gellugnen. Die seit Jahren produzierten Harenberg Sehnsuchtskalender entführen den Betrachter in bis zu 27 Traumziele und beeindrucken durch ihre ausgefallen farbigen Aufnahmen von renommierten Fotografen, der Perforation zum mühelosen Heraustrennen der Postkarten und der Zweisprachigkeit in Deutsch und Englisch. Auf der Homepage des Verlages findet man viele weitere Motive, darunter nicht nur Städte und Landschaften, sonder auch den berühmten Harenbergschen Literaturkalender. Kalender also nicht für Schild-, sondern Bildungsbürger und die es noch werden wollen. Denn die Sehnsucht beginnt im Kopf.

Harenberg Sehnsuchtskalender
Venedig 2011
ISBN: 978-3-8400-0076-8
Preis: 14,99 € (D)

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-11-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


-> Möchten Sie eine eigene Rezension veröffentlichen?

[ weitere Rezensionen : Übersicht ]

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.007503 sek.