Plush, eine englische Abwandlung des Wortes peluche ist ein angschmiegsames Stück Stoff, das auch als Plüsch oder Samt - manchmal mit Seide verfeinert oder einfach als Frottee - bezeichnet wird. Zumeist wird das Material für Stofftiere verwendet wie Teddybären oder Designer Spielzeuge, manchmal aber auch für Möbelbezüge oder Handschellenpolsterungen. „Plush“ triftt also das Lebensgefühl der Gothic Hard Rock Generation der 80er, die in vorliegendem Film beschrieben wird, ganz gut und man kann mit „Plüsch“ auch sehr gut erklären, was denn diese Generation ausmacht. Denn einerseits gibt es da die machistische Gebärde des harten toughen Typen und an Sadamaso erinnernde Sexszenen, andererseits gibt es da aber auch diese kindliche Zerbrechlichkeit, also ganz das, wofür ein Teddybär ja eigentlich auch steht: gefährliches großes Tier mit weichem Fell zum Kuscheln. Was ein Brian Molko (Placebo) im wirklichen Leben darstellt und Enzo (Xavier Samuel) in dem neuen Film von Catherine Hardwicke darstellt, ist auch das, was man gemeinhin als „metrosexuell“ bezeichnete. Der neue Mann, der sexuell indifferent, sowohl dominante als auch zärtliche, regressive und rezessive Züge hat und auf diese Weise die neuen Bedürfnisse postfeministischer Frauen ambivalent zu befriedigen weiß. Aber Gefahr droht, wenn diese „beiden Seelen in einer Brust“ auf Kollissionkurs zusteuern und unterdrückte Männlichkeitsfantasien von Allmacht sich pervertieren.
“Enhance the Dark Side!“
In „Plush“ wird dieses Dilemma mit viel Video-Ästhetik – hier läßt vor allem Marilyn Manson grüßen – thematisiert und wieder sind es vor allem die Frauen, die zum Opfer männlicher Gewalt werden. Als das zweite Album von Hayleys Rockband mit dem Namen „Plush“ floppt, bewegt sich die Sängerin Richtung tiefer Depression und Alkoholsucht. Eben erst hat sie ihren Bruder durch eine Heroinüberdosis verloren, dann kommt noch der berufliche Mißerfolg, die schlechtbesuchten Konzerte und der Alkohol hinzu, der ihr den Rest besorgt. Obwohl Hayley eine glückliche Familie mit einem tollen Mann hat, der sich um ihre beiden Kinder kümmert, fühlt sie sich besonders auf den Tourneen allein und so findet sie etwas Trost bei ihrem neuen Gitarristen, Enzo, der ihren Bruder im Lineup der Band und bald auch als Songwriter ersetzt. „Whatever happens on tour, stays on tour“, die Maxime der Roadies und Musikanten wird dieses Mal allerdings gebrochen, denn Enzo entpuppt sich bald als Psychopath, der ihr auflauert und das, was auf der Tour passierte, auch ins tägliche Leben übertragen möchte. Hayley fühlt sich einerseits geschmeichelt über seine Leidenschaft, andererseits hat sie natürlich auch ein schlechtes Gewissen ihrem Mann und ihren Kindern gegenüber. Bald vertraut sie sich ihrer Managerin an, die ihr empfiehlt einen neuen Song mit einem neuen Ton zu schreiben. Aber auch dabei kann ihr nur Enzo helfen und so wird aus der Liaison bald eine leidenschaftliche Affäre, die sich auch kreativ ergänzt. „In order to create you have to enhance the dark side in yourself“, philosphiert Enzo als Mischung aus Bryan Ferry, David Bowie und Gary Glitter Brian Molko Verschnitt.
“Half of me is gone…“
„We’re all just standing on a big rock hurling through space“ , ist einer der besten Sätze des Films, der sich sehr bemüht eine authentische Gothic Atmosphäre zu erzeugen, die u.a. an Velvet Goldmine oder andere Filme dieses Genre erinnert. Emily Browning spielt die zwischen Leidenschaft und Zerrissene Sängerin bis sich der Film plötzlich zu einem Horror Movie mit Splatter Einschlag steigert. Von der Vampir-Romanze zu Sex, Drugs & Rock 'n' Roll kehrt die Regisseurin Catherine Hardwicke („Twilight“) zu ihren Ursprüngen („Thirteen“, „Lords Of Dogtown“) zurück, und führt den Zuseher in die Schattenwelt des glamourösen Rockstarlebens. Ein Statement zum momentanen Stand im Beziehungskrieg, den man – mit Verlaub - auch als Antwort auf Lars van Triers „Antichrist“ interpretieren könnte. Leider ist die Musik nicht so besonders gelungen, ein besserer Soundtrack hätte „Plush“ vielleicht die doch unverdienten drei Rotten Tomatoes erspart, denn „Plush“ ist schon allein wegen der freizügigen Sexszenen und SM-Ästhetik sehr sehenswert. „Where did you go?/Where did you go, my mistery/You left me alone/You left me to drown in misery/I can't feel no pain/I can't feel nothing but memories/So Where are you now?/Why would you want to leave me to/Go sleep in the clouds and dream still shine and down on me/And pieces underneath/Cause half of me is gone/Half of me is gone/Half of me is gone/Half of me is gone…“. Natürlich ist es sehr leicht, heranwachsende Teenager in Depressionen zu versetzen, würde Homer Simpson noch hinzufügen