Noch bis zum 19. November 2023 zeigt die Helmut Newton Foundation, Berlin die Ausstellung "Alice Springs. Retrospektive", Helmut und June Newtons legendäres Gemeinschaftsprojekt, eine 55-jährige Lebens- und Liebesgeschichte.
Intime Einblicke und prominente Einblicke
Die vorliegende Chronik ihres gemeinsamen Lebens dokumentiert 55 Jahre der Zusammenarbeit und Partnerschaft von June und Helmut Newton. Im ersten Teil des Buches – das "Us" im Titel – zeigt gegenseitige persönliche Foto-Porträts sowie Selbstporträts voller Zuneigung und Intimität. Als fotografisches Tagebuch konzipiert richtet sich das Kameraobjektiv auf das gemeinsame Leben von Helmut und June Newton abseits der Öffentlichkeit, Einblicke in Bade- und Schlafzimmer inklusive. Etwa Bilder aus ihrem Pariser Apartment oder aus Ramatuelle. Dort - unweit von St. Tropez - hatten die beiden 1964 ein kleines Haus und einen Weinberg erworben. Der zweite Teil – das "Them" im Titel – ist Reise durch den Jetset des 20. Jahrhunderts an dem die beiden ebenso Anteil hatten, wie die Porträtierten: Catherine Deneuve, Anjelica Huston, David Hockney oder sogar Timothy Leary wurden dabei ebenso in Szene gesetzt wie Peter Beard, Yves Saint Laurent, Thierry Mugler, Jane Birkin oder Charlotte Rampling. Die unterschiedlichen Fotoshootings werden sich im Buch jeweils paarweise gegenübergestellt und offenbaren so gleich zwei Facetten derselben Persönlichkeit. Leben und Werk zweier Künstler, die sich perfekt ergänzten.
Ein synergetisches Künstlerehepaar
June Newton (1923–2021) hatte sich den Künstlernamen Alice Springs zugelegt und war seit 1970 als Fotografin für Vanity Fair, Interview, Elle und Vogue tätig. Zu den vielen berühmten von ihr portraitierten Menschen zählen William S. Burroughs, Catherine Deneuve, Graham Greene, Vivienne Westwood, Ralph Gibson, Roy Lichtenstein, Robert Mapplethorpe, Yves Saint Laurent und Nicole Kidman. Helmut Newton (1920–2004) gelangte vor allem durch seine Arbeit für die französische Vogue schon in den 1970er-Jahren zu Ruhm und Ehren, war aber auch stets umstritten. Newton inszenierte seine Modelle nicht im Studio, sondern in Alltagssituationen, Innenräumen und auf der Straße, besonders seine übergroßen "Nudes" erregten großes Aufsehen. Newton kreierte widersprüchliche Szenarien in kühler Beleuchtung und mit oft außergewöhnlicher Bildkomposition. Den Titel des Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres bekam er für sein Lebenswerk.
Der Autor
Matthias Harder studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Philosophie in Kiel und Berlin. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie sowie Beiratsmitglied des European Month of Photography. Seit 2004 arbeitet er als leitender Kurator in der Helmut Newton Stiftung in Berlin, seit 2019 auch als Stiftungsdirektor. Harder publiziert darüber hinaus regelmäßig Artikel in Kunstmagazinen, Büchern und Ausstellungskatalogen, so etwa auch hier: https://iconmagazine.de/story/helmut-newton/
Derzeit ebenfalls im TASCHEN Verlag erhältlich: das Helmut Newton ‘Fat Hand and Dollars’ Pouch oder Helmut Newton Baby SUMO.
Helmut Newton & Alice Springs.
Us and Them
2023, Hardcover, 14 x 19.5 cm, 0.40 kg, 192 Seiten
Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch
ISBN 978-3-8365-9691-6
TASCHEN Verlag
€ 15
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-08-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.