„How to blow yourself up“, heißt es auf einem Cover eines US-Magazins und ob es sich dabei um eine Hommage an den Antonioni-Film „Blow-up“ handelt oder nicht, ist wohl eher nebensächlich. Dian Hanson proklamiert – wie schon in vielen anderen Büchern zuvor – dass das Ende des „Summers of Love“ eben noch nicht gekommen ist und genauso heißt auch der Titel des Vorworts zu dieser psychodelischen Ausgabe, verfasst von Paul Krassner, seines Zeichens Autor, Journalist und Mitglied der Merry Pranksters sowie Gründungsmitglied der Yippies. Der heute 83-jährige, der die Fortsetzung des Summers of Love wohl heute noch tatkräftig unterstützen würde, erzählt wie er auf einer Party der Freiheitssexliga in den Sechzigern Bekanntschaft mit einer Tänzerin machte, die sich nackt neben ihn setzte und ihm erklärte, was erlaubt sei und was nicht. „You gotta draw the line somewhere“ hauchte sie ihm ins Ohr und verschwand wieder auf der Tanzfläche. Krassner erzählt aber auch, dass er damals zwar der Herausgeber des was damals als hippsten Magazins der Welt war galt, aber dennoch noch Jungfrau war und als er ausgerechnet in der Garage des Gründers des Mad-Magazins endlich entjungfert werden sollte, beim Griff nach dem unvermeidlichen Kondom von seiner Sex-Partnerin die sanfte Aufforderung erhielt: „Oh, don’t worry. You can fuck me without worrying“.
He got way more than a bike trip
Am 6. Oktober 1966 wurde LSD zwar verboten, aber „internal posession was not against the law“ und so kam es kurz darauf - erstmals natürlich in San Francisco - zur massenhaften Einnahme von LSD unter den Augen der Ordnungshüter. „The blossoming Counterculture was at its core a spiritual revolution, with religions of repression being replaced by religions of liberation, where psychotropic drugs became a sacrament, sexuality developed into exquisite forms of personal art, and the way you lived your daily life demonstrated the heartbeat of your politics.“ Schon 1938 entdeckte der Schweizer Chemiker Albert Hoffman das LSD durch Selbsteinnahme und verlangte dann mit seinem Fahrrad nach Hause gebracht zu werden. Aber er bekam viel mehr als nur einen „bike trip“. Das US Militär experimentierte weiter mit der Droge, um ein Wahrheitsserum herzustellen. Sandoz machte in den Fünfzigern unter dem Namen Delysid davon reden und immerhin 40.000 Patienten bekamen es bis 1965 verschrieben. Einer davon war auch der Schauspieler Cary Grant. Aber was es noch viel schlimmer machte, war die Tatsache, dass es total leicht herzustellen war. Timothy Leary machte sich zum Propheten der Droge und als Begleiterscheinung entstand eine ganze psychodelische Kultur. Oder war es doch eher umgekehrt?
Dian Hanson betont, dass die Baby Boomer Generation einfach Glück hatte, denn damals gab es wenig, worüber man sich Sorgen machen musste. Das Geld war da, die Wirtschaft brummte, Wohnungen und Autos, aber auch Kredite waren günstig und vor allem hatte man noch sehr viel mehr Freizeit als heute. Und was sollte man auch mit so viel Freizeit sonst anfangen?
Psychedelic Sex
Eric Godtland, Paul Krassner, Dian Hanson
Hardcover im Schuber, 20,5 x 25 cm, 408 Seiten
€ 49,99
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-03-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.