Iris Hanikas Romane stehen quer zum Mainstream. In „Treffen sich zwei“ hatte sie die Probleme von Frauen und Männern beschrieben, wirklich zueinander zu finden und etwas zu etablieren, was den Namen Beziehung wirklich verdient.
In „Das Eigentliche“ beschrieb sie wieder ein Paar. Das was sie zusammenhielt, war die faszinierte Fassungslosigkeit vor der deutschen Vergangenheit und das Leiden an ihr.
Der neue Roman „Wie der Müll geordnet wird“ beginnt mit einer ungewöhnlichen Begrüßung des Lesers durch die Autorin. Man hält diese erste Seite auf den ersten Blick für eine Mitteilung des Verlages mit Sperrfristvermerk oder ähnlichem. Tatsächlich aber ist es eine Art Anleitung zur Lektüre, ironisch und voller Überzeugung (?), einen „anspruchsvollen Text“ geschrieben zu haben.
Tatsächlich hat Iris Hanika eine unbändige Freude an der Sprache, die sie voll auslebt mit ihren Figuren. Wie in den anderen Büchern auch, spürt sie akribisch dem nach, was man vielleicht den Sinn des Lebens nennen könnte, entdeckt aber einen Haufen Sinnlosigkeit. Vielleicht normal in der Mitte des Lebens, wenn der „Müll geordnet wird“.
Die Personen im Roman, der mit dem Durcheinander der Gegenwart beginnt und in einem zweiten Teil von Anmerkungen aus der Vergangenheit ergänzt wird, haben sich von der normalen Dialektik von Sinn und Sinnlosigkeit entfernt. Da ist Antonius, der am frühen Morgen Mülltonnen aufräumt, bis die Müllwerker kommen und die Tonnen leeren.
In den Tonnen findet er allerlei, unter anderem ein Heft mit Aufzeichnungen, von einer Autorin namens Renate, die am liebsten verschwinden möchte und über das Leben natürlich und seinen Sinn und Unsinn nachdenkt. Antonius hört danach auf, den Müll zu kontrollieren
Der zweite Teil des Romans, wie die Autorin auf ihrer Website mitteilt, schon 1994 entstanden, führt ins Jahr 1990, und die Personenkonstellationen und -verbindungen lösen sich nach und nach auf. Zwar lernt der Leser zunächst neue Personen kennen, doch die treffen später mit Antonius zusammen, der sich als durchgedrehter Erbe eines Möbelfabrikanten entpuppt.
Ein ungewöhnlicher Roman, der sich in Stil und Sprache von den beiden oben erwähnten Roman schon absetzt, aber wieder erzählt von der Liebe in der Unübersichtlichkeit und den Sinnlöchern unserer Zeiten.
Keine leichte und vor allen Dingen keine angenehme Lektüre.
Iris Hanika, Wie der Müll geordnet wird, Droschl 2015, ISBN 978-3-85420-962-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-02-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.