Eine Einführung in die Theologie durch theologiekritische Literatur – nichts weniger versucht der emeritierte Religionspädagoge Hubertus Halbfas in seinem neuen großen Werk. Auf drei Bände ist es angelegt.
Im ersten Band „Das Christenhaus“ geht es um literarische Anfragen an die christliche Religion, im zweiten hier vorliegenden Band „Das Menschenhaus“ um Geschichten und Gedichte und im letzten Band „Das Welthaus“ um wichtige Texte der Menschheit.
Hubertus Halbfas richtet sich mit diesem Werk an einen breiten Leserkreis ohne weltanschauliche Einschränkungen. Er wünscht sich als Leser sowohl die „religiös Musikalischen wie die Unmusikalischen“. Er will aber hauptsächlich etwas erreichen, was die Praktischen Theologen der Gert-Otto-Schule schon in den siebziger Jahren in Mainz lehrten. Er will Religionslehrer, Pfarrer und anderes kirchliches Personal heranführen an die Literatur. Denn nur in ihr und durch sie könne „der Atem der Welt wahrgenommen“ werden.
Im Unterschied zu herkömmlichen Anthologien wird in diesem Buch mehr getan: es gibt Angaben über den Autor, die Entstehungsgeschichte, geschichtliche Hintergründe und literarische Eigenarten des Textes und Interpretationshilfen anderer bedeutender Autoren. Nur so kann ein literarisches Verständnis gewonnen werden. Für das theologische Verständnis dienen jeweils Einführungen in zentrale Fragen und Positionen.
Das Buch ist eine wertvolle und reiche Sammlung, in der deutlich wird, dass ohne eine Auseinandersetzung mit der Literatur eine zeitgemäße Theologie nicht mehr möglich ist.
Hubertus Halbfas, Das Menschenhaus. Gedächtnis der Zeiten, Patmos 2016, ISBN 978-3-8436-0682-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-09-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.