Das „Lex parsimonie“ (eigentlich „Sparsamkeitsgesetz“) besagt, dass bei komplexen Problemen oft die simpelste Lösung die zutreffende ist, alle anderen werden mit einem Rasiermesser abgeschnitten, deswegen nach seinem Entdecker auch „Ockhams Rasiermesser“ genannt. Aber Strafverteidiger wollen gerade beweisen, dass dieses Lex falsch ist: „Defense lawyers are making a business trying to proof this lex wrong, ´cause they’re in the business of trying to confuse, to mix up, to obfascate and to weasel. And Mr Morelli is one of the best.“, spricht der Staatsanwalt in einem interessanten Fall sein Plädoyer. Das Genre Gerichtsfilme ist in den USA sehr beliebt und unterliegt einer ganz bestimmten amerikanischen Kultur und endlich gibt es auch eine CBS Fernsehserie, die sich den Fans dieser Filmsparte annimmt, die noch dazu mit Jim Belushi hochkarätig besetzt wurde. Dieser wirkt nonchalent lässig, wie er seine Mitarbeiter motiviert und seine Rechtsanwaltskanzlei leitet. Auch die Konkurrenz zwischen seinem jüngeren Mitarbeiter Kaczmarek und ihm wird ironisiert, an einer Stell meint Morelli süffisant, dass es ja deswegen Morelli & Kaczmarek heiße, weil er einfach der bessere Anwalt sei. Aber natürlich will er damit seinen Mitarbeiter nur reizen, um auch von ihm die besten Ergebnisse zu bekommen. Ehrgeiz und Siegeswille sind schließlich unumgängliche Eigenschaften für einen „Rechtsverdreher“, eine Bezeichnung, die das amerikanische Justizsystem wohl deswegen sehr gut beschreibt, weil es im Unterschied zum europäischen Präzendenzfälle kennt. Wer also einen vergleichbaren Fall in der Historie der Justitia findet, kann sich sicher sein, den „Fall“ zu gewinnen. In dubio pro reo: Gerichtsfälle gelöst!
Die von Elvis besungenen und getragenen Blue Suede Shoes werden in der Episode „Der Elvis-Raub“ aus einer Vitrine gestohlen und ganz Las Vegas ist in Aufruhr. Auch die beiden Strafverteidiger Nick Morelli (Jim Belushi) und Pete Kaczmarek (Jerry O`Connell) sowie die sie bald überflügelnde Assistentin und ehemalige Stripperin Lisa Tyler (Jurnee Smolett) sind darüber empört und nehmen sich des Falles an. An ihrer Seite kämpft auch Zoey Walters (Tanya Fischer) für die Gerechtigkeit. Beide Damen haben oft private Probleme, die als eigener Handlungsstrang in der Serie gezeigt werden, aber natürlich ist auch Kaczmarek von privaten Problemen verfolgt, da er nicht zwischen beruflichen Pflichten und privatem Vergnügen unterscheiden kann. In einer der ersten Episoden wird dies auch durch eine Sexszene in einem Flughafenhotel vor dessen großen Fenstern Flugzeuge starten und landen persifliert. Die stressgeplagten Anwälte, die nur zwischen zwei Flügen die Zeit für ein Stelldichein haben. In einer anderen Episode schläft Kaczmarek auch mit einer Klientin und wird so von dieser doppelt aufs Kreuz gelegt. Ganz im Gegensatz zu Kaczmarek versucht Morelli seine gescheiterte Ehe in den Griff zu kriegen und mehr Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Einspruch, Euer Ehren!
Natürlich geht es in der Serie auch darum, Vorurteile zu bekämpfen und vorschnelle Urteile über eine Person aufgrund seines Aussehens, seines Berufes oder seiner Hautfarbe bloßzustellen als das was sie sind: Vorurteile. So wird etwa der Ruf einer Stripperin besudelt, von der eine integre Persönlichkeit behauptet, sie würde auch sexuelle Dienste anbieten und dafür unversteuertes Geld nehmen. In einer anderen Episode wird der MC Killa Diz eines Mordes beschuldigt, den er nicht begangen hat und natürlich geht es auch um die in Amerika so wichtige „freedom of speech“-Ideologie. Der „techno kamikaze fu manchu crap“ wird zwar einerseits auf den Arm genommen, aber am Ende siegt dann eben doch die Gerechtigkeit. Auch mit sozialen Engagement haben es die beiden Anwälte oft zu tun, so wird etwa die Schwarze Polit-Aktivistin gegen das Gesetz verteidigt, die eigentlich ja nur ihren Mann rächen wollte, der auf einer Baustelle umgekommen ist. „Built in blood“ hat sie als sozialer Protest auf die Baukonstruktion gesprüht, aber die aufrechte Kämpferin wird dann moralisch dekreditiert, weil sie ihren Mann einmal betrogen hatte. „Objection, objection“ wird da von Morelli gerne eingeworfen, was so viel heißt wie: „Einspruch“. Natürlich gewinnt Morelli den Fall, sonst wäre er nicht Morelli. Sein Schlusswort an seine Mandantin: „That’s the problem with you idealists, you don’t see what is right in front of you, you just see your ideals.“
Die Serie lebt natürlich vor allem von der Belushi-Präsenz, der seine Rolle sehr cool interpretiert, und von Las Vegas. Die vorliegende Ausgabe von Paramount ist Deutsch/Italienisch und enthält als EXTRAS eine Eröffnungsrede, eine Set-Tour mit Darstellern, entfernte Szenen und ein Gag-Reel.
The Defenders – Die komplette Serie
18 Episoden auf 5 DVDs, 749 min, CBS Dramedy www.paramount.de
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-01-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.