Nun hat sich auch Volker Hage, der ehemalige Kultur-Chef des „Spiegel“ unter die Romanautoren gewagt, In "Die freie Liebe" erzählt er die Geschichte einer Dreiecksbeziehung in den 70ern. Zwischen Umsturz und Revolution probieren eine junge Frau und zwei Männer in Sachen Erotik alles Mögliche aus.
In einer Rahmenhandlung treffen sich nach 40 Jahren zwei Männer wieder. Sie lebten in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in München zusammen mit einer Frau in einer WG. Sie tauschen die eine oder andere Erinnerung aus, wollen sich auch wiedersehen, doch zu sagen haben sie sich nicht viel.
Kurze Zeit später findet der Ich-Erzähler in der Wohnung seiner verstorbenen Mutter sein altes Tagebuch aus dieser Zeit. Dieses Tagebuch macht den größten Teil des Romans aus.
Es handelt von einer Zeit, in der alles Mögliche ausprobiert wurde, freie Sexualität, Umsturz, Revolution – doch viel merkt man davon nicht. Die Zeitumstände werden nur kurz angerissen, hauptsächlich geht es im Stile eines Softpornos ("So etwas Schönes hatte ich noch nie gesehen, ihre dunkle Haut, ihr schmaler Körper, große Brüste, pechschwarzes Schamhaar. Alles im Kerzenlicht.") um eine Dreiecksbeziehung.
Vergleiche des jungen Tagebuchschreibers mit Goethes Stella, mit Max Frisch, aber auch Philip Roth und John Updike werden erwähnt, zeigen meiner Meinung nach, in welcher literarischen Klasse sich Volker Hage selbst ansiedelt. Ob er da hingehört? Reich-Ranicki wusste schon genau, warum er keine Romane schrieb.
Volker Hage, Die freie Liebe, Luchterhand 2015, ISBN 978-3-630-87468-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-06-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.