Eine geballte Kompetenz von Autorenseite bietet in diesem Buch einen gelungenen Einstieg in die akustische Welt des Hörbuches, ein Mediensegment, das eine zunehmend sich steigernde Entwicklung und Verbreitung aufzuweisen hat. Jürg Häusermann bindet in sich die wissenschaftliche Welt als Professor für Medienwissenschaft, aber auch eine gehörige Portion praktischer Erfahrung mit dem Thema als langjähriger Radiojournalist und Ausbilder bei Funk und Fernsehen, Korinna Janz-Peschke besitzt ebenso langjährige Erfahrung als Mitarbeiterin beim Hörverlag, Sandra Rühr zu guter letzt hat zum Thema Hörbuch promoviert.
Eine Kompetenz, die dem Buch inhaltlich deutlich anzumerken ist, die aber, sicherlich aufgrund der langjährigen praktischen Erfahrungen, sich gut lesbar und verständlich in der Symbiose von wissenschaftlich strukturiertem Aufbau und praktischer Nutzbarkeit niederschlägt.
Im ersten Teil setzen die Autoren eine gründliche Betrachtung, was ein Hörbuch eigentlich ist, verweisen auf die Funktion des Hörbuches als Medium und ziehen Verbindungen, aber auch eindeutige Abgrenzung zum Medium Buch (oftmals dem Hörbuch zunächst vorausgehend und zugrunde liegend). Deutlich wird auch die Differenzeierung von Hörbuch und Hörspiel gesetzt, ebenso darauf verweisen, dass eine Umsetzung eines Buches zu einem Hörbuch meist auch mit redaktionellen Bearbeitungen des Ursprungtextes einhergeht. Im folgenden wird das Medium eingeordnet in den Bereich der mündlichen Tradierung, des Erzählens von Geschichten und eine breit gefächerte Darstellung des Hörbuches als öffentliches Medium in den Raum gesetzt. Diese Setzung des öffentlichen Mediums wird praktisch reflektiert. Produzenten und Hörer, sowie deren Wechselwirkung, treten in den Blick.
Nach diesen grundlegenden und leicht verständlichen Betrachtungen wendet sich Sandra Rühr ausführlich der Geschichte und Materialität des Hörbuches zu. Eine wichtige Erkenntnis ihrer Einlassungen ist, dass das Hörbuch als eigenes Medium sich entwickelt hat und fortentwickelt, im eigentlichen Sinne kein Kind des Rundfunks darstellt, auch wenn in früheren Zeiten der Rundfunk geradezu der prädestinierte Ort für die Gattung Hörspiele war.
Der inhaltlich gewichtigste Teil des Buches liegt sicherlich im dritten Hauptteil vor, einer detaillierte und fundierten Analyse des Inhaltes von Hörbüchern durch Jürg Häusermann. Phasen der Redaktion und Veränderung, Gattungen des Hörbuches und ihre formbedingten Unterschiedlichkeiten in der Umsetzung werden ebenso gründlich einer Untersuchung zugeführt wie die sprecherische Gestaltung und die verschiedenen Räume des Hörbuches (Studio, Publikum, zeitliche Gestaltung).
Abschließend legt Korinna Janz-Peschke ihre Untersuchung des Hörbuches im Rahmen der Traditionen von mündlicher Dichtung und allgemeiner Mündlichkeit analytisch vor, in Form und Stil der wissenschaftlich-theoretischste Teil des Buches, notwendig aber in Bezug auf eine umfassende, analytische Einordnung des Mediums.
Aufgrund der immer weiteren Verbreitung und damit höheren Bedeutung des Mediums Hörbuch bietet dieses Buch einen gesammelten, umfassenden und fundierten Einstieg in die Grundlagen des Mediums. Durch die vielfachen praktischen Erfahrungen der Autoren ist es gelungen, das Buch zum einen als Fachbuch mit hohem wissenschaftlichen Anspruch zu gestalten, dies aber nicht mit einer Reduktion an Verständlichkeit einhergehen zu lassen. So eignet sich das Buch mit seiner hohen Qualität gleichermaßen für Lehre, Forschung, Studium und Ausbildung wie für den allgemein interessierten Blick auf die Geschichte, Entwicklung und mögliche Fortentwicklung des Mediums Hörbuch in seiner Einordnung mündlicher Traditionen.
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-11-22)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.