Durch immer präziser messende Geräte hat die Medizin im Bereich der Diagnostik in der Vergangenheit unbestrittene Fortschritte gemacht. Doch ähnlich wie im Bereich der Umwelttechnik, wo immer genauere Grenzwertmessungen nicht selten hysterieartige Reaktionen der Öffentlichkeit hervorriefen, gibt es auch in der Diagnostik das Phänomen, dass immer genauere, meist präventiv angeordnete Screenings und Test die Diagnose vieler Krankheiten wie etwa Bluthochdruck, Osteoporose, Diabetes und Krebs haben in die Höhe schnellen lassen.
Durch die durch erhöhte Messgenauigkeit geänderten Grenzwerte wurden viele Menschen zu Patienten gemacht, ohne Symptome und wegen Krankheiten behandelt, die sie nie beeinträchtig hätten. Diesen Vorgang, der das System viel Geld kostet und Menschen gegen ihren Willen zu Kranken macht, nennen die Autoren des vorliegenden Buches die „Diagnosefalle“.
Sie weisen mit vielen Fallbeispielen ach, dass es ein Fehlschluss ist, prophylaktische Untersuchungen förderten die Gesundheit. Tatsächlich ist es offenbar so, dass eine ständige und immer genauer messende Überwachung zu Überdiagnosen führt, die den Menschen mehr schaden als nutzen. Die Folge: überflüssige Therapien und Operationen, die das Geld verschlingen, das dem Medizinsystem an anderen Stellen fehlt.
Ein wichtiges Buch, das auf eine folgenreiche Fehlentwicklung hinweist und auch zeigt, wie man sich davor schätzen kann.
H.Gilbert Welch, Die Diagnosefalle. Wie Gesunde zu Kranken erklärt werden, Riva 2013, ISBN 978-3-86883-331-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-08-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.