Der Begriff Ayurveda ist in der Öffentlichkeit langsam zu einer Definition als Heilsystem herangereift, das viele Ansätze bietet, gesundheitliche Probleme zu lösen, bei denen die konventionelle Medizin an ihre Grenzen stößt, so die Autoren. Ayurveda geht auf die Anfänge der indischen Kultur zurück und bietet somit einen großen Erfahrungsschatz und gilt wohl auch deswegen als großer Hoffnungsträger für im Westen als unheilbar erkannte Krankheiten. kaya-cikitsa steht wiederum für die ayurvedische Praxis der Allgemeinmedizin und ist der am weitesten entwickelte Bereich unter den acht klinischen Disziplinen des Ayurveda. Zu dieser Praxisform gehören auch Ätiopathogenese, Diagnose und Therapie einer großen Palette von Erkrankungen. Das vorliegende Buch will als praxisorientiertes Handbuch für Ayurveda-Therapeuten in oder nach der Ausbildung vor allem auch Ärzten und Heilpraktikern Rat zur Tat bieten. Neben wertvollem Praxiswissen enthält es auch theoretische Grundinformationen in kompakter Form, die sich zum Nachschlagen eignen und so auch dem Laien wichtige Zusammenhänge erklären helfen.
Therapieansätze, -methoden und –strategien
Nach einem Grundlagen-Kapitel über die Besonderheiten der Ayurveda-Medizin, der ayurvedischen Anatomie, der Physiologie des Ayurveda und den Begriffen Gesundheit und Krankheit im Ayurveda folgt eine Symptomatologie, eine Hilfestellung zu Befunderhebung und Diagnosemethoden sowie verschiedene Therapieansätze, -methoden und –strategien. Im Praxisteil widmen sich die Autoren dann dem Atemtrakt, dem Herz-Kreislauf-System, dem Magen-Dram-Trakt, der Haut, Leber-Galle-System, dem Bewegungsapparat und dem Harntrakt, sowie Hormone, Abwehr, Blut und Nervensystem. Wenn wir uns hier auszugsweise näher dem Kapitel 14, dem Magen-Darm-Trakt widmen, so dient dies lediglich zur exemplarischen Darstellung des Aufbaus eines einzelnen Kapitels. Hier wird also zunächst darauf hingewiesen, dass besonders der Verdauungstrakt und gastrointestinale Störungen Spezialgebiete des Ayurveda seien. Die verschiedenen Besonderheiten werden jeweils auch in der Bezeichnung im Sanskrit angeführt sowie sinngemäß übersetzt. So bedeutet der Magen etwa „Sammelort für unverdaute Nahrung“ und das Kolon „Sammelort für verdaute Nahrung“: amasaya und pakvasaya. Eine ursachenorientierte Therapie müsse eigentlich immer am Verdauungstrakt ansetzen, weil hier der Sitz von dosa am aggraviertesten auftritt und die Pathogenese sämtlicher Krankheiten hier identifiziert werden kann. Ein Überblick über die Funktionen des Gastrointestinaltraktes sowie Therapiemaßnahmen wie etwa Ausleitung werden dann näher erklärt und zu ihrer ayurvedischen Zuordnung angenähert. Natürlich wird auch eine Ernährungsumstellung nahegelegt, denn - wenn man längerfristige Verbesserungen des Gesundheitszustandes anstrebt - reicht nur die Therapie. Es wird zum Beispiel auch auf die Heilung von Hämorrhoiden eingegangen und Ernährungstipps regen zu einer Umstellung und Verhinderung der Ursachen an.
Tabellen und Übersichten fördern ein schnelles Nachschlagen und Erfassen der wesentlichen Informationen, Hilfe im Praxisalltag mit vielen Praxistipps, das Sanskrit-Wörterbuch, das Heilpflanzenverzeichnis und Verzeichnis der bewährten Kombinationspräparate ergänzen diese ausgezeichnete Fachlektüre zum Thema Ayurveda-Medizin wie einen Brückenschlag von klassischem Ayurveda zu westlicher Medizin.