Herr Lotti ist ein Briefträger vom alten Schlag. Er liebt seinen Beruf, die vielen Kilometer, die er täglich mit seinem Spezialfahrrad im Dienste seine Postkunden zurücklegt. Machen ihm nichts aus. Für jedes Wetter hat er eine spezielle Uniform, die er jeweils mit Würde trägt. In seiner kleinen Garage hält er sein Dienstfahrrad mustergültig in Schuss, ölt und Pflegt es, damit es für den Einsatz immer bereit ist.
Eine Tages, Herr Lotti hat sich gerade auf seinen Täglichen Weg gemacht, da liegt vor ihm auf der Straße ein rotes Paket. Beim näheren Hinschauen bemerkt er kreisrunde Löcher, und aus dem Paket heraus ist ein leises Kratzen und Fauchen zu hören.
Ohne Anschrift, wo er es hinbringen könnte, nimmt Herr Lotti das Paket mit nach Hause, wagt es aber nicht zu öffnen, weil das gegen die Vorschriften wäre.
Herr Lotti füttert das Felltier ( das hat er bald durch die Löcher hindurch mit seinem Finger herausgefunden) in dem er die Löcher etwas vergrößert. Das Felltier wächst derart schnell, dass der Karton bald schon auseinanderplatzt – und tatsächlich, eine schwarz-gelb gestreifte Katze erscheint. So weit so gut. Doch die Katze wächst immer weiter, und irgendwann ist es klar: in der rote Kiste war ein kleiner Tiger.
Als guter und erfahrener Postbote weiß Herr Lotti ganz genau, was jetzt zu tun ist. Er sendet den Tiger in einem bequemen Paket mit dem Flieger in seine Heimat zurück - nach Indien.
Die Zeichnungen vom Amelie Jackowski passen mit ihrem hintergründigen Witz sehr gut zu einem Bilderbuch, in dem ein sympathischer Mann sich um etwas Verlorenes kümmert und nicht ruht, bis es dort angekommen ist, wo es hingehört. Ein schönes Buch über einen Postboten, dem nichts zu schwer ist, und der seine Pflicht und seinen Dienst erfüllt mir Freude und ohne Groll. Ein Bilderbuch, bei dem die Kinder, denen es vorgelesen wird, mit jeder weiteren Seite gut mit überlegen können, wie es denn nun weitergehen könnte. Das wird ihnen Spaß machen.
Martin Gülich, Herr Lotti findet ein Paket, Thienemann 2015, ISBN 978-3-522-43784-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-11-02)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.