„In einer patriarchalischen, frauen-, sex- und lustfeindlichen Kirchenpolitik, die autoritär und hierarchisch strukturiert ist, in einer Gesellschaft, die unbedingte Unterwerfung fordert und keine Religions- oder sonstige Freiheit erlaubt, ist die Katze ein passendes Feindbild“, schreibt die Autorin und Katzenbesitzerin Maike Grunwald, die schon in „Vom Glück mit Katzen zu wohnen“ 2013 für Furore gesorgt hat.
Auf leisen Pfoten ins Herz
In der Reihe 100 Seiten des Reclam Verlages fasst sie die kulturgeschichtlichen und ihre eigenen bisherigen Erfahrungen mit den eleganten Vierbeinern pointiert zusammen und erklärt, was Katzen den Hunden als Haustiere so alles voraus haben. Denn die 13,7 Millionen Katzen, die allein in deutschen Haushalten leben, sind nicht nur zahlenmäßig viel beliebter als Hunde (9,2 Millionen), sondern auch schlichtweg viel intelligenter und nützlicher. Selbst im Haus des britischen Premierministers gibt es einen „Chief Mouser to the Cabinet Office“ (offizieller Titel), aber auch im Weißen Haus, dem Warschauer Kulturpalst oder in der Eremitage – auch „Palast der Katzen“ genannt – sind Katzen als Kammerjäger quasi angestellt. Sie nützten aber auch schon den Matrosen, wie das Buch Ships’ Cats in War and Peace von Val Lewis eindrucksvoll illustriert. Das Mitnehmen von Katzen auf Kriegsschiffen sollte nicht nur für die gut Moral der Truppe sorgen, sondern auch das Heimweh vorbeugen. Eine amerikanische Studie aus dem Jahre 2009 ergab, dass Katzen nachweislich das Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben senkt. Aber auch für das Knochenwachstum von Osteoporose-Patienten sei das Schnurren von Katzen nützlich.
Die Katze in Kunst und Kultur
Maike Grunwald enthüllt nicht nur den eigentlichen Ursprung der Katze – der wider Erwarten in Libyen und nicht in Ägypten liegt – sondern erzählt auch von der wechselhaften Rolle, die Katzen in unserer und anderen Kulturen spielten. Die Felis silvestris lybica wurde als Bastet, Göttin der Fruchtbarkeit verehrt, oder von den Persern als Kriegslist gegen die katzenliebenden Ägypter missbraucht. Im Islam gelten sie durch das M auf ihrer Stirn als vom Propheten persönlich gesegnet und auch in Japan wird sie als Maneki-Neko (die winkende Katze) verehrt. Im europäischen Mittelalter geächtet wird sie heute auch von Feministinnen als Symbol- und Markentier verwendet, denn wie schon Chateaubriand wusste: Nur wenn man ihr Vergnügen bereite, sei sie zärtlich. Anders als der Hund „gehorcht sie nur aus freiem Willen“. Ergänzt wird die Lektüre durch Graphiken und Abbildungen berühmter Katzen und ihrer Liebhaber. Mit vielen Tipps zu lustigen Katzen-Websites.
Grunwald, Maike: Katzen. 100 Seiten
Originalausgabe
Broschiert. Format 11,4 x 17 cm
100 S. 13 Abb. und Infografiken
ISBN: 978-3-15-020554-9
10,00 €
Reclam Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-10-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.