Vor über 100 Jahren besaß Deutschland ein Kolonialreich, das von Togo in Westafrika bis zu den Inseln Samoas im Pazifik reichte. Dieses Buch erzählt die Geschichte der deutschen Expansion von den Anfängen im 17. Jahrhundert bis zu ihrem Ende im Ersten Weltkrieg. Dabei geraten die politischen Hintergründe genauso in den Blick wie die praktischen Auswirkungen der deutschen Herrschaft auf die Bevölkerung vor Ort im Positiven wie im Negativen.
Die beiden Herausgeber Horst Gründer und Hermann Hiery verfolgen dabei einen Ansatz, der nach einem Überblick über die einzelnen Kolonien in einer geographischen Ordnung den Alltag dort in verschiedenen Kapiteln beschreibt. Ein Thema wird von einem Autor jeweils kolonieübergreifend bearbeitet. Das hilft, die Fakten im Kontext zu betrachten, und permanentes Rückblättern entfällt.
War der deutsche Kolonialismus ein von systemischem Rassismus geprägter Überfall auf Länder in Übersee? Spielte das Profitstreben einzelner Unternehmer die ausschlaggebende Rolle, ging es um politisches Machtkalkül, oder glaubte man wirklich an eine „zivilisatorische Mission“? Die verschiedenen Aufsätze (leider ist kein afrikanischer Historiker dabei) zeigen, dass das koloniale Abenteuer, von dem sich der populäre Theologe Friedrich Fabri 1879 „Massenauswanderung als Folge der wachsenden Bevölkerung“, Zugang zu Rohstoffen und eine offensive „deutsche Kulturmission“ versprach, auf große politische Widerstände traf.
Horst Gründer (Hg.), Die Deutschen und ihre Kolonien, Bebra Verlag 2017, ISBN 978-3-89809-137-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-09-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.