Obwohl selbst schon im sechsten Lebensjahrzehnt, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Eltern ihrem kleinen Sohn mit der Einleitung „Als ich so alt war wie du…“ nicht nur wirkliche Erinnerungen erzählten, sondern sie auch verbanden mit einem disziplinarischen und besserwisserischen Unterton, der mich befremdete. Erst recht wenn 10-15 Jahre nach dem Krieg die Rede davon war, dass man ja gar nicht mitreden könne, weil man den Krieg nicht erlebt habe.
Die bekannte Autorin und Illustratorin Katharina Grossmann-Hensel spielt in ihrem neuen Buch mit solchen Erinnerungen von Erwachsenen und den Geschichten, die sie ihren Kinder und Enkeln davon erzählen. Auch davon, dass diese sich nicht selten fragen, ob denn das alles so stimmt und ob manche von den Erwachsenen wirklich einmal Kinder gewesen sind.
Doch auch mit anderen, ernsten und schweren Erinnerungen werden die kleinen Leser konfrontiert, etwa der an gewalttätige Eltern, an die Einsamkeit mitten in einer großen Geschwisterschar und an extreme Langeweile in der eigenen Kindheit.
Am Ende werden die Kinder eingeladen, einmal bei den Erwachsenen in ihrer näheren Umgebung nachzufragen und nachzuforschen, welche Kinder die wohl einmal waren. Und auch darüber nachzudenken, welche Erwachsene sie wohl einmal werden.
Ein Bilderbuch das gut geeignet ist, die Generationen in einer Familie miteinander ins Gespräch zu bringen.
Katharina Grossmann-Hensel, Als ich ein Kind war wie du, Annette Betz Verlag 2018, ISBN 978-3-219-11734-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-04-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.