Darf man über Adolf Hitler lachen? Achim Greser ist mit seinen Karikaturen in diesem Band sicherlich nicht der Erste, der sich über den GröFaz lustig macht, vor ihm taten dies schon Mel Brooks, Charlie Chaplin oder Ernst Lubitsch. In 44 Bildern resp. Karikaturen geht der Zeichner der Frage nach, warum die wissenschaftliche Kritik ihren Gegenstand als seriös betrachtet, obwohl doch vollkommen klar sei, dass Hitler eine vollkommen lächerliche und sogar alberne Figur war. Und vielleicht ist es ja gerade das typisch Österreichische an ihm, das ihn für deutsche Betrachter besonders lustig erscheinen lässt, obwohl seine Sprache in diesem Comic gar nicht zu hören ist.
Über Privatperson lachen, über Grauen trauern
„Hitler für Fortgeschrittene“ übertitelt der Komiker Wiglaf Droste denn auch sein Nachwort in vorliegender Karikaturen-Sammlung. Darin schildert er zu Anfang eine Begegnung zwischen Joachim C. Fest, dem großen, ernsthaften Hitler-Biographen und Achim Greser, dem Karikaturisten. Seine Antwort auf Gresers dringliche Frage, ob man denn über Hitler Witze machen sollte, war ein kategorisches „Nein“. Aber dabei sollte es dann nicht bleiben. Hitlers Opfer seien Opfer der Vernichtungsmaschinerie des Systems und nicht der Privatperson Hitler, bemerkt Wiglaf Droste und das setze das Gedenken an seine Opfer nicht herab. Hitler selbst habe seine private Persönlichkeit ja stets geschützt und einer eigenen Propagandamaschine unterworfen, um nur ja nicht die Wahrheit ans Licht kommen zu lassen. Hitler hatte zum Beispiel seine Jahre in Wien als obdachloser Postkartenmaler komplett schwärzen lassen. Aber auch das ist längst ein Thema für Historiker geworden.
Asket in Ekstase
„Hitler hatte nur ein Ei, daran brach die Welt entzwei.“ (Peter Hacks) Hitlers Lächerlichkeit blamiere also nicht seine Opfer, sondern ganz im Gegenteil die Millionen Hitler-Anhänger, die so einem Rattenfänger hinterherliefen und ihn sogar zum Reichskanzler wählten, obwohl er schon vor seiner Machtübernahme so lächerlich war. Hundertausende Frauen hatten diesem Schmierenkomödianten Briefe geschrieben, schreibt Droste, sie hätten ihn sogar sexy gefunden, diesen „albernen Mann mit dem albernen Schnurrbart“. Eva Braun, Hitlers Geliebte, soll sogar auf dem „Frigidaire verdorrt“ sein, während er Reden schwang und statt seinem Gemächt seinen rechten Arm emporhievte. Zu Recht empört sich Droste darüber, dass der völlig lustfeindliche Hitler (er rauchte nicht, er trank nicht, er hatte keinen Sex, er aß kein Fleisch, hatte keine Freunde und keine Hobbies) einzig seinem Schäferhund Blondi die Treue hielt. „Achim Gresers Bilder zeigen eine Wahrheit ,die für viele schwer zu ertragen ist, gerade weil sie so leicht daherkommt: Hitler war unfassbar banal.“ Eine Karikatur Gresers zeigt Hitler im Aufnahmestudio, darunter der Text „Ooh, du frröhliche-he, ooh, du selige-he...“. Greser macht das Grauen spürbar. Entscheiden Sie selbst, ob Sie Gresers Frage an Fest auch so beantworten würden, indem Sie dieses Buch kaufen und lesen. Und dann urteilen.
Achim Greser
Der Führer privat. Karikaturen.
Edition Tiamat
Mit einem Nachwort von Wiglaf Droste
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2016-12-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.