Nachdem sein letztes Buch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hier in Deutschland einen großen Erfolg hatte und sogar verfilmt wurde, hat der Hanser Verlag das erste Jugendbuch des Amerikaners John Green, mit dem er seinen Kultstatuts nicht nur unter Jugendlichen begründete, in einer schönen Ausgabe dieses Jahr wieder aufgelegt.
Im letzten Buch ging es hauptsächlich um tiefe Gespräche der beiden jugendlichen Hauptpersonen über Literatur, Religion und das Sterben, bei denen sie bei allem eine bewundernswerte Distanz behalten und ihr Schicksal immer wieder mit einem fast unglaublichen Humor und Witz sehen.
Damals war ich in vielen Situationen hin- und hergerissen zwischen meinen Tränen, die von ganz tief innen in meine Augen stiegen und meinem Lachen, das so manche Sätze auf meine Lippen und in meine tränengefüllte Augen zauberten.
So wie etwa jene selten schöne Liebeserklärung, die Augustus seiner Freundin macht, in der er sich auf ihre nüchterne Sicht der Welt und der Zukunft bezieht und sie quasi mit seiner Liebe neutralisiert:
'"Ich liebe dich, und es gehört nicht zu meiner Geschäftspolitik, mir einfache Freuden wie das Aussprechen von Wahrheiten zu versagen. Ich liebe dich, und ich weiß, dass Liebe nichts als ein Ruf in die Wüste ist und dass das Vergessen unvermeidbar ist und dass wir alle Verdammte sind und dass ein Tag kommt, wenn all unsere Werke zu Staub zerfallen, eine Zeit, wenn sich niemand daran erinnert, dass es einst Kreaturen gab, die in selbst gebauten Maschinen geflogen sind, und ich weiß, dass die Sonne die einzige Erde, die wir je haben, irgendwann verschlucken wird, und ich liebe dich.'"
Auch das hier vorliegende Buch „Eine wie Alaska“ hat mich sehr bewegt. Die Geschichte von dem Jungen Miles, der die Schule gewechselt hat und nun in ein Internat geht, das auch sein Vater schon besuchte. Miles ist ein eher schüchterner, zurückhaltender Typ. Doch schon bald findet er Anschluss und Freunde. Besonders mit Chip und Takumi freundet er sich an. Geradezu magisch angezogen aber ist er von dem Mädchen Alaska, die sich so nennt, weil das so wunderbar weit weg ist. Alaska ist so etwas wie ein Zentrum im Internat Culver Creek. Sie mag Lyrik und steht permanent vor dem Schulverweis. Wer mit ihr zusammen ist, ist glücklich und verletzlich zugleich. Alaska strahlt auch etwas Dunkles aus, das mit ihrer Vergangenheit zu tun haben scheint. Es ist gerade dieses Unbekannte, was Miles, der selbst auf der Suche nach dem großen „Vielleicht“ seines Lebens ist, an Alaska so anzieht.
Die einzelnen Kapitel zählen in ihrer Überschrift Tage herunter bis zu einem großen Ereignis, auf das man als Leser mit immer größerer Spannung und Erwartung geradezu hintreibt.
„Eine wie Alaska“ ist ein Jugendbuch über das eigene Leben und Sein und was aus ihm werden kann und soll. Es geht um Schuld und Vergebung, um Liebe und Kameradschaft, um die Lebenswelt und das Lebensgefühl von Jugendlichen. Und immer wieder um Lyrik und Literatur.
Ein wunderbares Buch. Bis zum Ende ist es voller zarter und anmutiger Einsichten. Auch wenn es Dichtung ist, fängt John Green doch eine Seite von Jugendlichen ein, die man als älterer Mensch so nicht kennt, weil sie sich mit uns so selten austauschen können.
John Green, Eine wie Alaska, Hanser 2014, ISBN 978-3-446-24667-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-09-29)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.