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Peter Gössel - Moderne Architektur A-Z
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Gössel, Peter:
Moderne Architektur A-Z

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(Bücher frei Haus)

„Una casa come me - triste, dura, severa.“ So soll Curzio Malaparte, der italienisch-deutsche Schriftsteller sein Haus auf Capri charakterisiert haben. Curzio Malaparte (eigentlich Kurt Erich Suckert, 1898 bis 1957) war aber natürlich nicht der Architekt. Auch Jean Luc Godard nicht, der Brigitte Bardot in seinem berühmten Film „La Noia“ auf dem Dach des Hauses von Malaparte nackt sonnenbaden lässt. Das Buch dazu schrieb übrigens kein Geringerer als Alberto Moravia, einer der wichtigsten Vertreter des italienischen Nihilismus. Aber auch Moravia war nicht der Architekt des „Hauses auf dem Felsen“, das heute beinahe berühmter ist, als das Werk der beiden Schriftsteller oder gar Jean-Luc Godard oder gar Brigitte Bardot. Aber wer hat es nun wirklich gebaut? Und was ist das überhaupt für ein Stil, dieses Haus? Triste, dura, severa?
Wer sich diese und ähnliche Fragen schon einmal gestellt hat und endlich auch einmal mitreden möchte bei dem wohl wichtigsten zeitgenössischen Thema der Gegenwart, der ist mit diesem einzigartigen Architekturführer der Extraklasse an genau der richtigen Adresse. In mehr als 270 Einträgen behandelt der Herausgeber Laszlo Taschen neben den einzelnen Architekten nämlich auch Gruppierungen, Strömungen und Stilrichtungen der Architektur des 19. bis 21. Jahrhunderts. Die Einzeldarstellungen umfassen ein Porträt mit kurzem Lebenslauf sowie eine Beschreibung von bedeutenden Werken, historischem Kontext und Grundhaltung, es werden sowohl das ABC der Künstler als auch das der Stilrichtungen in diesem Nachschlagewerk verknüpft. Wenn auch Curzio Malaparte über seine Villa auf Capri sagte, es sei sein “bestes Porträt“, so würde auch er hier eines besseren belehrt werden. Originalzitate verdeutlichen die jeweilige Herangehensweise, der einzelnen Architekten, wie etwa Josef Hoffmann, der nicht nur das Kabarett Fledermaus (heute eine Underground Diskothek im Ersten Wiener Gemeindebezirk), sondern auch den österreichischen Pavillon auf der Ausstellung 1925 in Paris und 1934 in Venedig gestaltet hatte.: „Wir wollen und können nicht mit der Billigkeit wetteifern; dieselbe geht auf Kosten des Arbeiters. Diesem eine Freude am Schaffen und eine menschenwürdige Existenz zu erringen, halten wir für unsere Pflicht.“ Damit hatte Hoffmann wohl nicht nur die Grundlagen für eine soziale Architektur, sondern auch für eine soziale Utopie gelegt: die des Jugendstils und der Moderne. Am sozialen Wohnungsbauprogramm der (roten) Stadt Wien beteiligte sich Hoffmann nämlich ebenso konsequent, wie an der Gestaltung der Inneneinreichtung, die bald einen Hauptteil seines Oeuvres darstellten und ihn so auch zum Architekten der wohlhabenden Bildungsbürgerschaft der Jahrhundertwende machte.
„Wohnhäuser sollten jene menschliche Würde anstreben, die die moderne Welt zu Recht in vielen Gesellschaftsschcihten erweckt hat.“, wird an anderer Stelle Libera Adalberto zitiert. „Deshalb müssen wir den Wohnhäusern den künstlerischen Charakter verweigern und stattdessen auf einen ästhetischen und menschlichen abzielen.“ Der italienische Architekt (1903-1963), der als Vertreter des Rationalismus galt, entwarf auch den Kongresspalast in Rom und den Kassenpavillon in Cagliari. Aber auch das Olympische Dorf in Rom und das Verwaltungsgebäude der Region Trentino Alto-Adigo in Trient. In Chicago/Illinois hatte er sogar mit de Renzi und Valente zusammengearbeitet und den Pavillon für die Weltausstellung 1933 gestaltet. Und zwischen 1938 und 1940 war das Haus Malaparte auf Capri entstanden, das unter starker Mitwirkung des Bauherrn besonders durch seine roten geschwungenen Treppen, den Ausblick auf das Meer und seine Dachterrasse, auf der sich eine geschwungene weiße Wand steht, auffällt. „Triste, dura e forte, come me.“
Diese hier vorliegende - zweibändige - Ausgabe eines „ABCs durch die Architektur der Moderne“ besticht nicht nur durch sein ausführliches Verzeichnis, seine Fotos und natürlich die Texte und Querverweise. Es gibt auch einen Überblick über die Architektur des 20. Jahrhunderts, wobei moderne Architektur als ästhetischer Fortschritt definiert wird, der auch optisch in seiner Aufmachung umgesetzt wird. So wird der Anspruch der Architekten an ihr Werk auch in dieser Publikation des Taschenverlages umgesetzt, da sie den passenden Rahmen für ein so umfangreiches Unterfangen liefert. „Anders als die meisten Enzyklopädien der Architektur, die sich eher auf Gebäude und Grundrisse als auf deren Schöpfer konzentrieren, rückt dieser Bildband auch die Architekten ins Rampenlicht, mit Einzelprofilen, die dem Leser einen guten Überblick über ihr Schaffen bieten.“, so die Eigendefinition. Der Taschenverlag hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass er auch für Architektur einer der besten Verlage ist, der Form mit Inhalt auf angenehme Weise verknüpft. Eine Nachschlagewerk nicht nur für Architekten, sondern für alle Zeitgenossen und Ästheten.

Laszlo Taschen
Moderne Architektur A-Z
Hardcover, 2 Bde. im Schuber, 23.8 x 30.5 cm, 592 Seiten
ISBN: 978-3-8365-2129-1

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-08-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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