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Jean-Luc Godard - Die Verachtung
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Godard, Jean-Luc - Die Verachtung  bestellen
Godard, Jean-Luc:
Die Verachtung

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(Bücher frei Haus)

Der französische Regisseur Jean-Luc Godard inszenierte den Roman des italienischen Schriftstellers Alberto Moravia 1963 mit einigem Staraufgebot und schrieb damit nicht nur Kinogeschichte, sondern auch eine klassische Dreiecksgeschichte, von der sich das französische Kino wohl nie mehr so ganz verabschieden konnte. Mit dem Satz „Das Kino schafft für unseren Blick eine Welt, die auf unser Begehren zugeschnitten ist“ (Andre Bazin) beginnt ein Film, dessen Dialoge zwischen Belanglosigkeit einerseits und intellektueller Tiefsinnigkeit andererseits changiert und mit einer Vielzahl von Zitaten und Anspielungen, Dopplungen und Brechungen Godards Abneigung gegen die Kommerzialisierung des Films dokumentiert und gleichzeitig als Kritik an der Filmindustrie wie als deren Bestätigung verstanden werden kann. Der inszenatorische Reichtum basiert sicherlich auch auf der Stärke des Romans, während der Regisseur vor allem ein cinematographo-politisches Statement abgeben will. Nichtsdestotrotz glänzt der Film vor allem durch den Drehplatz, Curzio Malapartes Haus auf Capri, und die eigentliche Geschichte, die als „Film im Film“ das Epos von Odysseus und Penelope konterkariert und gleichzeitig nacherzählen will.

Die Zusammenfassung der Handlung des Romans liest sich ungefähr so: Der arme Schriftsteller Riccardo versucht zu Geld zu kommen und für einen deutschen Regisseur, der auf Capri lebt, soll er ein Drehbuch zur Odyssee schreiben. Penelope und Odysseus, Riccardo und Emilia, die Geschichten der Paare verquicken sich und zeigen, dass auch Liebe der Logik des Profits unterworfen werden kann. Zumindest dann, wenn es ums Überleben geht. „Wieder einmal fühlte ich,“, denkt Riccardo, „und das sehr deutlich, dass Battista (der Produzent des Films, JW) der Herr war und ich der Diener war; und ein Diener darf alles tun, nur eines nicht: dem Herrn den Gehorsam verweigern. Und noch etwas fühlte ich: dass der Versuch sich der Autorität des Herrn durch List und Schmeichelei zu entziehen, noch entwürdigender ist als der bedingungslose Gehorsam, kurz, dass ich mit der Unterschrift, die ich unter den Vertrag gesetzt hatte, meine Seele dem Teufel verkauft hatte (...).“

Und dazu erntet Riccardo noch die wohl schlimmste Strafe: die Verachtung der eigenen Frau. Ob es zwischen Erfolg und Kommerzialisierung und Wahrhaftigkeit andererseits auch noch einen besseren Weg gibt, hat Jean-Luc Godard mit seinem Film sicherlich bewiesen. Allein wenn man an die minutenlange Nacktaufnahme von Bardots Hinterteil zu Beginn des Films denkt, wird einem klar, dass auch ein Godard sich nicht ganz marktechnischen Erwägungen widersetzen konnte, ganz so also, wie der von Fritz Lang dargestellte Regisseur also im Film sich nicht ganz widersetzt. Das von Brigitte Bardot in ihrer Nacktheit auf dem Bett liegend mit französischem Akzent gehauchte „Paul“ wird wohl sicherlich ebenso in Erinnerung bleiben, wie das Wechseln der Farben währenddessen sie die Vorzüge ihres Körpers aufzählt und ihr Mann nur beiläufig sein „oui“ dazu abgibt. Liebst du meinen Busen? Zumindest das was der Zuseher sieht, sieht auch ihr Riccardo und er ist sogar gewillt es für seinen persönlichen Erfolg zu verkaufen. Daraus resultiert die im Titel angesprochene Verachtung, aber kann man daraus nun auch folgern, dass Odysseus Penelope nicht liebte und sie seinem persönlichen Ruhm opferte? Ein nicht ganz von der Hand zu weisender Gedankengang, wenn man es recht bedenkt. Der Regisseur Godard karikiert natürlich auch sich selbst und diese Selbstreferentialität ist im Film nicht nur bildlich spürbar (er läuft sogar mal durchs Bild). Der Film eignet sich also wunderbar als Studienobjekt für Cineasten und ist ein idealer Sommerfilm, da er atemberaubende Aufnahmen von Malapartes Haus zeigt, dessen Treppen nicht nur ins Meer führen, sondern für so manchen auch in den Himmel.

Die Ausstattung der DVD beinhaltet - wie die meisten dieser Reihe des Zweitausendeins Verlages - neben dem Film selbst auch ein schönes ausklappbares Cover aus Karton, sowie einige Texte zum Film, seiner Entstehungsgeschichte und den Schauspielern, sowie dem Regisseur.

Jean-Luc Godard
Die Verachtung
Film
Drama

1963/2009
Zweitausendeins
DVD 99 Minuten
deutsch/englisch/französisch
mit Untertiteln in denselben Sprachen
Bestellnummer 895021
Mit Fritz Lang, Jack Palance, Michel Piccoli, Brigitte Bardot

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-07-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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