Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Rezensionen


 
Friedrich Glauser - Studer ermittelt
Buchinformation
Glauser, Friedrich - Studer ermittelt bestellen
Glauser, Friedrich:
Studer ermittelt

Bei amazon bestellen

(Bücher frei Haus)

Nach dem Autor wurde in der Schweiz sogar ein Oscar für Spitzenleistungen in literarischer Strafverfolgung benannt: der Glauser! Sein Protagonist, der Wachtmeister Jakob Studer von der Berner Kantonspolizei, liebt den Gaffe (Kaffee), dampft gerne an einer seiner Brissagos und befreit sogar die bereits sprichwörtlich zum Tode Verurteilten aus ihrer misslichen Lage. Studer versteht es nämlich durch seine Beobachtungsgabe und klaren Blick die Verdächtigen vom jedem Verdacht zu befreien und die wahren Motive des eigentlich Schuldigen aufzudecken. Studer gehört zu jenen Ermittlern, die lieber ihrer Nase und dem dazugehörigen Instinkt vertrauen, als dem üblichen Regelwerk der Polizeischule und sich damit in die Herzen der Leser einschreibt.

Alle fünf Studer-Romane sind nun bei Zweitausendeins in einem Band zu einem Spottpreis erschienen. Im ersten untersucht Studer den rätselhaften Todesfall des Kaufmanns Wendelin Witschi. War es etwa der Gärtner Schlumpf? In „Matto regiert“, dem zweiten Roman in vorliegender Werksammlung, wird der Direktor einer Heil- und Pflegeanstalt mit gebrochenem Genick am Fuß der Treppe zum Heizungskeller gefunden. Unfall oder Mord? Ebenso spektakulär wie unglaublich ist die Ermordung des jungen Detektivs Stieger mit einer Fahrradspeiche. Natürlich fallen alle Verdachtsmomente auf den Velohändler (Fahrradhändler), zumal das Motiv seine Geliebte sein könnte und er selbst sehr eifersüchtig ist. Danach wird noch sein Chef Krock ermordet, aber verheißt der Titel „Krock & Co“, dass noch mehrere Morde folgen werden? Mitnichten. Studer verhindert das Schlimmste und vermag es, mit seinem Spürsinn auf charmante und reizende Art, auch den kompliziertesten Fall zu lösen. Sympathisch ist vor allem auch die Verwendung des Schweizerischen und so mancher witzige Dialog, den er mit seinem frisch anvermählten Schwiegersohn führt, dem er so manchen wichtigen Hinweis nicht nur als Detektiv, sondern auch als Lebemann gibt: „Hüte dich vor jedem Getränk, das nicht in deiner Gegenwart eingeschenkt worden ist“ und prompt vernebelt Studer durch das Vertauschen zweier Aperitifs – „wie seine welschen Nachbarn gerne sagen“ – die Spur der Kantonspolizei. Eine andere besonders witzige Stelle ist, wenn sich Studer Gedanken über Dauerwellen macht. Ob das Hirn wohl ebenso Dauerwellen habe, wie die Haare? „Wer aber war der Coiffeur, der das Gehirn so behandelt hatte?“ lautet denn auch folgerichtig die tiefphilosophische Frage Studers. „Sie färbte ihre Seele und polierte sie wie ihre Fingernägel“, ein Satz, der ein wie ein weiterer Beweis für die Beobachtungsgabe des Kommissars erscheint. Und sein Rezept? Seine Strategie? „Ansichten habe er nie“, antwortet der Studer auf die Frage nach seinen Ermittlungsmethoden. „Er warte bis er sich eingelebt habe. Dann ergebe sich die Lösung des Falles ohnehin von selbst.“ Wohlan, also! Das lob` ich mir! In „Der Chinese“ geht es um den reichen James Jakob Farny, der tot auf dem frischen Grab seiner Nichte aufgefunden wird. Glauesers Erzähldebüt „Der Tee der drei alten Damen“ befindet sich ebenso in vorliegender Sammlung wie „Die Fieberkurve“, die teilweise in Marokko spielt.

Interessant ist übrigens auch die persönliche Biographie des Autors, nicht nur, dass er eigentlich in Wien geboren ist und trotzdem Schweizer ist, sondern auch die Tatsache, dass seine Romane in der Psychiatrie entstanden sind und er morphiumsüchtig und stets suizidgefährdet war, erhellen etwas die Hintergründe seiner Romanfiguren. Friedrich Glauser wurde nur 42 Jahre alt, er lebte zur Jahrhundertwende und arbeitete zwischen seinen Klinikaufenthalten u. a. als Gärtner, Maurer, Bergarbeiter oder verdingte sich als Fremdenlegionär. Es muss also gar nicht immer der Gärtner der Mörder gewesen sein, oder doch?

Friedrich Glauser
Studer ermittelt
(Kriminalgeschichten aus der Schweiz)

2008 Neuauflage
Zweitausendeins Verlag
www.zweitausendeins.de
1108 Seiten
ISBN: 978-3-861-508922
7,99.-€

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen R. Weber (2009-10-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


-> Möchten Sie eine eigene Rezension veröffentlichen?

[ weitere Rezensionen : Übersicht ]

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.019506 sek.