Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg befindet sich ein Trupp Soldaten der Nordstaaten auf dem Nachhauseweg und wird von Gangster gekidnappt, um danach Lösegeld von ihren Familien zu erpressen. Der Pistolenschütze „Sugar Colt“, dessen Spezialtrick das Rückwertsschießen mit Hilfe eines spiegelnden Ringes ist, wird von der Pinkertondetektei damit beauftragt, die verschwundenen Soldaten aufzuspüren. In einer der ersten Einstellung bringt Sugar Colt sogar Frauen das Schießen bei, weil diese sich an den Männern rächen wollen. Sie schießen dabei auf eine Schießscharte, an der ein vergrößertes Porträtfoto des jungen Sigmund Freud angebracht ist, was den Zuseher sicherlich zum Nachdenken über die Aussagekraft dieses ersten Bildmotivs verleitet.
Boxkampf im Saloon
Als der sich als Dr. Tom Cooper ausgebende Sugar Colt sich in dem Verbrechernest Snake Valley inkognito einschleicht und dort seine Dienste als Arzt offeriert, wird er zunächst einmal von allen Anwesenden auf seine Weichteile geprüft und von einem Banditen zum anderen weitergereicht, wodurch er eine ordentliche Tracht Prügel einstecken muss. Er verzieht sich danach nach oben und kommt wenig später nur in Unterhosen bekleidet die klassische Saloontreppe heruntergetorkelt, um die Anwesenden zu einem Boxkampf aufzufordern, den er ohne Aufsehen zu machen schnell gewinnt. „Ich wollte ihnen nur beweisen, dass Prügeln und Boxen nicht unbedingt dasselbe ist“, meint er lakonisch und zieht sich wieder nach oben zurück. Natürlich hat sein Auftritt vor allem die Damenwelt beeindruckt: die junge Putzfrau und die ältere Barkeeperin und Besitzerin des Saloons werfen ein Auge auf den charmanten Fremden.
Zu Brei geschlagen im Saloon
Natürlich kommt auch ein Totengräber vor, das Maschinengewehr und die Liebesromanze zwischen Sugar Colt und Putze tun ihr übriges um aus „Rocco“ einen gelungenen, humorvollen Western mit ernstem Hintergrund zu machen. Denn der Oberbösewicht ist natürlich ein ehemaliger General der Südstaaten, der nach außen zwar ein Gentleman ist, in Wirklichkeit aber nicht nur Frauen schlägt, sondern auch für die Entführung und Internierung der Soldaten verantwortlich ist. Seine „sauberen Geschäfte“ sind gezeichnet von schmutzigen Händen. Konventionelle Gewaltszenen wie die obligaten Saloonschlägereien kulminieren am Ende des Films in einen Zweikampf zwischen dem Helden und einem der Oberbösewichte, bei dem erster mit dem Kopf einen Bottich Teig (oder ist es Seife?) getunkt wird. Als „Teigware“ kämpft dieser dann wieder, um schließlich doch noch hingestreckt zu werden. Nach getaner Arbeit will Rocco aber keinen Lohn, sondern reitet mittels einer Kutsche davon unter deren Plafond das größte Geschenk liegt: seine zukünftige Frau! Von Oscar®-Preisträger Luis Bacalov stamm der Soundtrack.
Franco Giraldi
Rocco der Mann mit dem doppelten Gesicht
Rocco - Der Mann mit den zwei Gesichtern (Westernhelden #1)
(1 Blu-ray + 1 DVD)
Originaltitel: Sugar Colt
Mit Jack Betts, Soledad Miranda, Giuliano Raffaelli u.a.
Italien/Spanien 1966
100 min Deutsch, Italienisch, Englisch
Extras: Trailer, Interviews mit Darsteller Hunt Powers, Regisseur Franco Giraldi, Filmhistoriker Fabio Melelli, Bildergalerie,
ab 16
Koch Media Home Entertainment
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-04-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.