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Rezensionen


 
Eva Gerberding - Dumont Reise-Taschenbuch Moskau
Buchinformation
Gerberding, Eva - Dumont Reise-Taschenbuch Moskau bestellen
Gerberding, Eva:
Dumont Reise-Taschenbuch
Moskau

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(Bücher frei Haus)

„Moskau…Orgie der Kontraste, asiatisches Dorf mit Häusern in amerikanischem Wolkenkratzerstil, Kistenschlitten und Autobus, Barockpalast und Holzhütte, Straßenbasar und Warenhaus“, so beurteilte der österreichische Journalist Egon Erwin Kisch die russische Hauptstadt in den Zwanziger Jahren. Architekten aus aller Herren Länder hatten schon zu Kischs Zeiten aus dem Dorf eine Hauptstadt gemacht: Moskau wurde nämlich erst durch die Revolution von 1917 zur Hauptstadt und ist inzwischen - beinahe 100 Jahre danach - zu einer 12-Millionen-Metropole angewachsen. Die Gründung der Stadt geht aber natürlich viel weiter zurück, 1997 feierte man das 850-jährige Jubiläum und die von Stalin abgerissene Christi-Erlöser-Kathedrale wurde neu aufgebaut und in strahlendes Blattgold getaucht dem staunenden Publikum präsentiert. Revolutionen haben es eben so an sich, dass sie aufbauen, was andere zerstörten und vice versa.

Orgie der Kontraste
Dieser Tage feierte auch das Moskauer Majakowski-Theater sein 90-jähriges Bestehen und zeigte einmal mehr, dass Moskau auch die Hauptstadt der Bühnen ist und das trotz der harschen Kürzungen der Budgets um ganze 50 Prozent. Ballett, Oper oder Theater: in Moskau findet sich alles in großer Vielfalt, wie auch die Tipps der Autorin, die im selben Verlag auch schon zwei Bücher zu St.Petersburg publiziert hat.zeigen. Neben Hinweisen zur kulturellen Betätigung finden sich natürlich auch wertvolle Information zum kulinarischen Vergnügen in Moskau, denn auch da hat die Metropole sehr viel aufgeholt. Neben staatlichen Museen gibt es inzwischen auch viele private Galerien, die das kulturelle Leben bereichern, darunter Klassisches wie Ikonenmalerei und das Haus der Bojaren Romanow, aber auch ein Bulgakow, Majakowski oder Avantgarde Museum.

Stadt aus Holz
Für das Doktor Schiwago Museum muss man allerdings nach Peredelkino fahren, aber der Transport in Moskau ist so gut organisiert und so billig, dass sich ein Ausflug in jedem Fall ausgeht. Ein Metro-Ticket kostet derzeit 0,69.- Cents und man ist damit schneller unterwegs als die über achtspurige Autobahnen durch das Stadtzentrum stauenden Autoschlangen. Auch das Bolschoi-Theater gibt es billig zu haben, Tickets sind schon ab 20 Euro zu haben, allerdings zumeist ausverkauft. Alles andere – was nicht staatlich gestützt wird – ist in Moskau allerdings horrend teuer und man fragt sich wirklich, wie die das machen, die Russen. Tatsächlich lebten 2008 ein Viertel der Bevölkerung der Hauptstadt unter dem Existenzminimum. Heute werden es wohl noch mehr sein. Bei Spaziergängen durch die Stadt, zu denen es viele Tipps in diesem Reiseführer gibt, stellt man bald fest, dass die meisten Gebäude nicht älter als 200 Jahre sind, was natürlich damit zusammenhängt, dass die Moskowiter selbst die hölzerne Stadt 1812 anzündeten, um sie nicht Napoleon überlassen zu müssen.

Science Fiction zum Nulltarif
Alexander I. ließ die Stadt dann im russischen Empirestil wiederaufbauen, gute Beispiele sind dafür etwa das Bolshoi oder das Malyj-Theater. Der eigentliche Bauboom setzte aber rund 100 Jahre später mit der gigantischen Sowjetarchitektur ein, die ihresgleichen sucht. Die neue Führung schuf vor allem Exerzier- und Paradeplätze, enge Viertel und die letzten verbliebenen Holzhäuser wurden abgerissen. Der „politische Raum Moskau“ wurde als Revolutionsspektakel inszeniert, moderner fast als in Amerika, schuf die Metro die leistbaren Verbindungen zwischen Wohn- und Arbeitsraum, „Paläste für das Volk“, allerdings unter der Erde. Damals großzügig geplant bieten sie heute den 12 Millionen gerade Platz genug. Aber auch neue Wohnpaläste schuf der selbsternannte Arbeiter- und Bauernstaat. Berühmt sind die „sieben Schwestern“, die unter Stalins Herrschaft zwischen 1948 und 1955 erbaut wurden und wie riesige Städte für sich aussehen. In Moskau ist alles so überdimensional und riesig, dass man tatsächlich glaubt, schon in der Zukunft zu leben, oder in einen Science Fiction Film geraten zu sein. Wer es nicht glaubt, besuche etwa das Architekturmuseum, dort gibt es noch viele weitere Pläne, die nicht verwirklicht wurden.

Der vorliegende Dumont-Reiseführer Moskau zeigt in vielen Begleittexten von BewohnerInnen und ExpertInnen ein etwas anderes Bild von der „steinernen Blume Moskau“, ausgewogen und objektiv, aber nicht unkritisch wird die russische Hauptstadt kenntnisreich be- und abgebilde(r)t. Toll sind die „Entdeckungstouren“ und die vielen Geheimtipps der Autorin selbst, die Stadtpläne der einzelnen Viertel lebensnotwendig und für die, die kein kyrillisch lesen können, gibt es im Schlußteil diese informativen Reiseführers auch einen kleinen Sprachführer. Rabotajet?

Eva Gerberding: Dumont Reise-Taschenbuch Moskau
Mit Extra-Reisekarte und 10 Entdeckungstouren
288 Seiten

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-11-07)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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