Eitan Einoch, den aufmerksame Leser israelischer Literatur noch kennen aus dem 2008 erschienenen Roman „Ein schönes Attentat“ von Assaf Gavron, in dem er kurz hintereinander drei Attentate überlebte und für kurze Zeit zum Shooting-Star der Medien wurde, ist auch in diesem neuen Roman der ich-erzählende Protagonist.
Zehn Jahre nach seiner Karriere in der Hightech-Industrie und den überlebten Attentaten ist seine Ehe gescheitert. Eitan arbeitet durchaus zufrieden als Taxifahrer in Tel Aviv, einer Stadt, die er genauso liebt, wie sein Schöpfer Assaf Gavron. Mit seinen Fahrgästen aus aller Welt liebt er es zu reden und sie mit interessanten Details über die Lebensgeschichte der Menschen zu unterhalten, nach denen die Straßen und Plätze benannt sind, die er in ihrem Auftrag ansteuert. Er freut sich die ganze Woche auf die Tage, an denen er seine Tochter Noga sehen darf und hält sich fit, indem er zweimal pro Woche zum Boxen geht.
Eines Tages bekommt er einen Auftrag, der für die nächsten Wochen sein Leben durcheinander bringen wird. Die Geschichte, die Gavron hier wie ein Krimi erzählt, spannt sich von der Liebesgeschichte zwischen zwei britischen Soldaten und zwei jüdischen Mädchen im Palästina des Jahres 1946 und ihren angeblich historischen Folgen (aus denen sich der Titel des Buches „Achtzehn Hiebe“ erklären wird) bis zur aktuellen Gegenwart. Denn die Auftraggeberin der die Handlung eröffnenden Fahrt ist eine der beiden jungen jüdischen Frauen. Sie heißt Lotta Perl und besucht ab nun täglich mit Eitan einen weiter entfernt gelegenen exklusiven Friedhof, wo ihr damaliger Geliebter seit einigen Tagen begraben liegt. Auf den langen Fahrten erzählt Lotta Perl dem von dieser Frau und ihrer Geschichte faszinierten Taxifahrer nicht von ihrer großen Liebe zu dem britischen Soldaten, sondern auch über das Leben in Palästina kurz vor der Gründung des Staates Israel.
Zusammen mit seinem Freund Bar, mit dem er schon einmal relativ erfolglos eine Detektei betrieb, erhält Eitan von Lotta den Auftrag über den Tod des Briten, mit dem Lotta die alte Liebe erst wenige Wochen zuvor wieder aufgefrischt hatte, zu recherchieren.
Was er dann herausfindet nicht nur über die Umstände des Todes von mehreren Personen des damaligen Liebesquartetts, was geschehen ist jetzt in Tel Aviv und damals in Haifa, all das hat Assaf Gavron mit viel jüdischem Humor und literarisch anspruchsvoll in eine krimihafte Geschichte gekleidet, die gleichzeitig erzählt von der sagenumwobenen Gründungszeit des Staates Israel, deren Widersprüche in den letzten Jahren zunehmend von verschiedenen Schriftstellern und Historikern kritisch beleuchtet werden.
Mit liebevoller Reminiszenz an seine Heimatstadt Tel Aviv ist Assaf Gavrons Buch trotz ernstem Themas unterhaltsam und spannend zu lesen und kommt auf eine sympathische Weise leichtfüßig und warmherzig zugleich daher.
Ob er seinem Taxifahrer Eitan Enoch in den nächsten zehn Jahren ein weiteres, drittes Buch widmen wird? Seien wir gespannt.
Assaf Gavron, Achtzehn Hiebe, Luchterhand 2018, ISBN 978-3-630-87563-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-03-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.