Buffalo 66 ist die Geschichte zweier Fremder, die sich ineinander verlieben, aber auch eine Komödie über einen Looser mit Staraufgebot. Der Titel des Films spielt auf des Geburtsjahr des eben aus dem Gefängnis entlassenen Billy Brown (Vincent Gallo) an, Debussy-Klänge ertönen und Billy trägt rote Schuhe, aber er kann nirgends hin und niemand holt ihn vor dem Gefängnis ab. Rote Schuhe, aber nowhere to go, könnte man Neudeutsch kostatieren. Also setzt er sich auf eine Parkbank vor dem Gefängnis und versucht zu schlafen, bis sein Urindrang ihn aufweckt und ihn wieder vor die Tore der Anstalt zurücktreibt. Aber er bekommt keinen Einlass mehr, also macht er sich endlich doch auf den Weg Richtung Stadt auf der Suche nach einer Toilette, um endlich Wasser abzulassen. Schon die Hoffnungslosigkeit des Einzelgängers zu Beginn des Filmes, zeigt in nicht ganz ernst gemeinter Manier zu welcher Verzweiflung Einsamkeit führen kann. Als nach 6 Minuten 55 immer noch kein WC aufzufinden ist atmet auch der Zuseher auf, als Billy endlich das Café CocoLoco auftaucht.
Spots on Tragedy
Aber dann es dauert immer noch weitere zwei Minuten, bis er endlich vor einem Pissoir steht und wenn da nicht dieser faggot neben ihm stünde, könnte es jetzt endlich plätschern. Stattdessen ruft Billy seine Mama an und entführt Layla (Christina Ricci), um nach 16 min an einer Straßenkreuzung endlich auszusteigen und in den Straßengraben zu pinkeln. Jetzt entschuldigt sich Billy auch bei Layla, aber der Druck auf der Blase erklärt scheinbar alles. Billy lässt sich von Layla zu seinen Eltern kutschieren und sie spielt dort die perfekte Schwiegertochter und schluckt sogar die Trippa (Innereien), obwohl sie Vegetarierin ist. Billys Mutter verflucht heute noch den Tag, an dem ihr Sohn geboren wurde, weil sie dadurch das Baseballspiel ihrer Lieblingsmannschaft Buffalo versäumte. Billy nennt Layla Wendy Balsam, dann richtet sich der Scheinwerfer auf den Vater (Ben Gazzara), der „only fools fall in love“ zu Playback singt. Sein bester Freund Goon wird zu Rocky, und in der Bowlinghalle beim Bowling wird auch Billy ein anderer Mensch. Sein Spint ist seit fünf Jahren reserviert und sein einziger wahrer Freund begrüßt ihn. Layla bekommt eine Soloszene bei der sie im Schweinwerferlicht steppt, in einer Fotobox fotografieren sie sich und nehmen zuvor auch ein Bad in Unterhosen miteinander. Billy möchte nur „to span time together“ und bei Denny’s begegnet ihnen dann die echte Wendy Balsam.
Billy rennt öfter im Film wie „Lola rennt“. Gallo spielt einen verkorksten Verlierer, mit dem man Mitleid empfindet, weil er sein Leben nicht auf die Reihe kriegt. Layla wird es wohl ähnlich mit ihm ergangen sein. „Buffalo 66“ zeigt auf witzige und charmante Weise die Trostlosigkeit der Einsamkeit, die Billy sogar beinahe zum Mörder macht, denn natürlich glaubt er wie alle Looser, dass andere schuld an seiner Misere hätten. Dabei hatte er damals, vor fünf Jahren, ja alles auf Buffalo gesetzt und der Buchmacher (Mickey Rourke) konnte gar nichts dafür. Rache oder Liebe? Was wird siegen? In Buffalo 66 gibt es darauf eine schöne Antwort.
Vincent Gallo
Buffalo 66
Mit Vincent Gallo, Christina Ricci, Ben Gazzara, Mickey Rourke, Rosanna Arquette, Jan-Michael Vincent, Anjelica Huston u.a.
BluRay/DVD, Drama, Komödie, ca. 110 min
Deutsch, Englisch USA 1998
Extras: Trailer
Koch Media Home Entertainment 2017
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-03-01)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.