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Amity Gaige - Schroders Schweigen
Buchinformation
Gaige, Amity - Schroders Schweigen bestellen
Gaige, Amity:
Schroders Schweigen

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(Bücher frei Haus)

Dieser beeindruckende Roman der 1972 geborenen Amerikanerin Amity Gaige ist ihr dritter. Er wurde in 14 Ländern gleichzeitig veröffentlicht, wobei er leider in Deutschland nicht die ihm gebührende Beachtung erhielt.

„Was folgt ist ein Bericht darüber, wo Meadow und ich seit unserem Verschwinden gewesen sind. Mein Anwalt sagt, ich soll die ganze Geschichte erzählen. Wo wir waren, was wir gemacht haben, wem wir begegnet sind.“

So beginnt Eric Kennedy das Buch. Er sitzt in Untersuchungshaft und wird wegen Entführung seiner Tochter Meadow angeklagt werden. Dem Gericht und vor allem seiner Frau Laura will er erklären, wie alles gekommen ist.

Denn zunächst sah alles ganz gut aus. Eric ist für seine Tochter ein durchaus liebenswerter Vater. Als er während der Finanzkrise seinen vorher sehr lukrativen Job als Immobilienmakler verliert, bleibt er ein Jahr lang zu Hause und kümmert sich als Hausmann um alles. Meadow, damals drei Jahre alt, lernt lesen und noch vieles mehr. Doch bald schon ist zwischen Laura und Eric nichts mehr wie vorher und sie fragt ihren Mann verzweifelt:
“‘Ich will wissen, wie das passieren konnte. Warum wir so verschieden geworden sind. So gegensätzlich. Wie diese riesige Kluft zwischen uns entstanden ist.’ Mit bittendem Blick sahst du mich an. ‘Waren wir schon immer so? Ich glaube nicht. Ich vermisse den, für den ich dich gehalten hatte.”
Das zieht sich noch einige Jahre hin, eine Trennung folgt, doch bald schon, Meadow ist zwischenzeitlich sechs geworden, droht Eric sogar sein Besuchsrecht für seine Tochter zu verlieren. Eric verliert die Nerven. Ein Ausflug von Vater und Tochter mündet in einer verzweifelten Flucht. Meadow landet im Krankenhaus und Eric im Gefängnis. Und dort schweigt er.
Und er schreibt sich seine Geschichte von der Seele, die Geschichte einer Täuschung. Wie er als 14-jähriger seinen Nachnamen Schroder in Kennedy ändert, um nach der Ausreise aus der DDR in Amerika an einem Ferienlager teilnehmen zu können. Viele Geheimnisse, die seitdem sein Leben bestimmen, schreibt er sich von der Seele, immer in der leisen Hoffnung, seine Frau Laura, die Adressatin seiner Bekenntnisse ist, ähnlich einzunehmen wie den Leser.
Denn das ist das Besondere an diesem Buch. Wie es Amity Gaige gelingt, diesen Lügner und Hochstapler, der sein eigenes Kind entführt und in große Gefahr bringt, in einem Licht erscheinen zu lassen, dass man ihm stellenweise sogar so etwas wie Mitgefühl entgegenbringt oder wenigstens Verständnis. Eric ist nicht nur ein Betrüger, sondern er bleibt ein Mensch in all seiner Schwachheit.
Eigentlich verachtenswert mit seinem ganzen Lügengebäude, mit dem er sein Leben aufgebaut hat, kann man doch mit der Lektüre seiner Aufzeichnungen nicht aufhören und hat am Ende so eine kleine Hoffnung, dass auch aus diesem zerstörten und verfehlten Leben noch ein neues entstehen könnte.
Das ist das Besondere an diesem bemerkenswerten Roman. Den Namen seiner Autorin werde ich mir merken.

Amity Gaige, Schroders Schweigen, Hanser Berlin 2013, ISBN 978-3-446-24366-8

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-01-30)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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