Angheleddu Gabriella - Band 32: Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien Band II – Die sechziger Jahre Revolte und Strategie der Spannung
Buchinformation Gabriella, Angheleddu: Band 32: Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien Band II – Die sechziger Jahre Revolte und Strategie der Spannung
Am 12. Dezember 1969 verüben Neofaschisten einen Bombenanschlag auf der Mailänder Piazza Fontana, bei dem 17 Menschen getötet und 88 verletzt werden. Teile des Staatsapparates versuchen, diesen Anschlag der Linken in die Schuhe zu schieben, aus dem Kalkül, damit eine autoritäre Lösung der sozialen Konflikte herbeiführen zu können. Eine Cointelpro-Strategie für Südamerika? Nein, für Italien, eine demokratische Republik inmitten Europas, die in den Sechzigern zwischen Staatsapparat, Neofaschisten und der Linken beinahe zerrieben worden wäre. Der II. Band zur politischen Nachkriegsgeschichte Italiens zeigt wie sich in den Jahren 1967- 69 eine Allianz zwischen der Studentenbewegung und der sich politisch radikalisierenden Arbeiterbewegung entstand und die die Kommunistische Partei Italiens (PCI), dabei immer mehr ins Abseits geriet. Da kamen auch die Bekenntnisse zum Eurokommunismus zu spät, denn die „bewegten Massen“ hatten längst genug vom stalinistischen Staatssozialismus und der UdSSR und wollten die Utopie lieber selbst in die Hand nehmen.
Historisches Bündnis Arbeiter/StudentInnen
Die Dimension des Ereignhtisses reiche nicht aus, um die 68er Bewegung zu beschreiben, vielmehr sei es die Ebene des Prozesses, der Erfahrung, der angemessener sei, um ihre Bedeutung zu erfassen, schreibt Marco Revelli in seinem Beitrag über die Turiner Studentenbewegung. „Ricordiamo di NON pagare le bollette“ steht auf einer Hauswand aus der aus einem Fenster eine alte Frau ihre Wäsche aufhängt. Selbst im südlichsten Zipfel Italiens, in Kalabrien, gab es damals Widerstand gegen den Staat mit der einfachen Aufforderung, die Rechnungen nicht zu bezahlen. Viele Bilder zeigen einerseits die hart Arbeitenden, andererseits die trostlose Armut, denn selbst wer arbeitete konnte sich sein Leben noch nicht „leisten“. Das Bündnis der Studentenbewegung mit den Arbeitern war sicherlich die mächtigste Koalition der Geschichte und veränderte zumindest die kulturelle Basis Nachkriegsitaliens. Der „historischen Rekonstruktion“ der Ereignisse widmet sich etwa Diego Giachetti in „Über Achtundsechzig hinaus“ und gibt einen interessanten Überblick über die Vielfältigkeit der Bewegung.
2 DVds, 8 Filme, 11 Analysen
Mit insgesamt 11 Analysen der Historiker Diego Giachetti und Mimmo Franzinelli und der Einführung der kollektiv vorgenommenen „Gegenermittlung“ der außerparlamentarischen Linken sowie acht (!) Filmen - darunter der vom LAIKA Verlag gemeinsam mit der Stiftung Cineteca di Bologna restaurierte Film 12 dicembre von Pier Paolo Pasolini und Lotta Continua, der ein Jahr nach dem Attentat auf der Piazza Fontana entstand und wie kaum ein anderer die Stimmung nach dem Beginn der Strategie der Spannung zeigt – zeigt diese LAIKA-Produktion wieder einmal, wie man interessante Inhalte ebenso interessant aufbereiten kann. Der redaktionellen Leiterin des LAIKA-Verlages, Gabriella Angheleddu, ist es zudem gelungen, verschollenes Filmmaterial aufzuspüren und restaurieren zu lassen. Viele kommentierte Fotos sowie eine sehr hilfreiche, ausführliche Chronologie dar machen auch diese Publikation der Bibliothek des Widerstands zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis und einer guten Lektion in Theorie und Praxis der italienischen Linken der Sechziger. Diesem Band der LAIKA „Bibliothek des Widerstands“ liegen 2 DVDs mit 8 Filmen bei.
BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS
Band 32: Verdeckter Bürgerkrieg und Klassenkampf in Italien Band II – Die sechziger Jahre Revolte und Strategie der Spannung
ISBN: 978-3-944233-31-4
424 Seiten
29,90 €
[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-06-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.