Irgendwann erreicht jeder Gartenbesitzer ein Alter, wo ihm oder ihr die Lust zur Last wird. Nur - loslassen ist leichter gesagt als getan.
So ergeht es auch Barbara Frischmuth. Sie ist jenseits der 70 und will ihren Garten in Altaussee, wo sie wohnt und schreibt, verkleinern. Die Umsetzung bereitet allerdings Probleme: Gerade weil ihr ihr Garten im Laufe eines Vierteljahrhunderts so viel Arbeit und Kraft abverlangt hat (dieser Garten liegt auf 800 Meter Seehöhe und noch dazu in Hanglage), ist das Reduzieren, ist das Aufgeben des geliebten Gewohnten so schwierig.
Welche Blumen, welche Stauden sollen weg? Können bzw. dürfen nur solche bleiben, die möglichst wenig Arbeit machen? "Ich werde immer langsamer", schreibt sie an einer Stelle.
Es wäre nicht Barbara Frischmuth, würde nicht der Garten als Symbol für das menschliche Werden und Vergehen stehen: So wie der Garten reduziert wird, reduzieren sich mit zunehmendem Alter auch die diversen Funktionen. Man wird langsamer; viele Dinge bereiten mehr Mühe als in jungen Jahren. "Wie habe ich das eigentlich einmal geschafft?", fragt sie sich ehrlich. Dazu wird man unbeweglicher - es ist also an der Zeit, die körperliche Arbeit im Garten zu reduzieren, mehr zu schauen und den - wenn auch kleineren - Garten zu genießen.
"Der unwiderstehliche Garten" ist keine Roman, größtenteils eher ein Sachbuch mit schönen Illustrationen von Melanie Gebker. Der Leser erfährt viel über diverse Blumensorten und ihre lateinischen Namen, über die Vor- und Nachteile der Höhenlage des Gartens, über Gärtnereien und vieles mehr. "Wenn der Garten eines nicht ist, dann eine Idylle" schreibt Barbara Frischmuth abschließend. Irgendwie ernüchternd finde ich.
Barbara Frischmuth, Der unwiderstehliche Garten, Aufbau 2015, ISBN 978-3-35103585-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-05-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.