Lily und Gerri verlieben sich beide gleichzeitig in den wonderboy David, doch von ihm zu schwärmen wagt nur die eine (Gerri), die andere (Lily) ist eher die stille Genießerin und erzählt ersterer nichts von ihrer Affäre, die längst schon begonnen hat. „Fucking your best friends boyfriend“ ist wohl auch in Mädels-Freundschaften ein absolutes „no-go“, jedenfalls der Freundschaft höchst abträglich, da es die Vertrauensbasis einfach stört. Der Zuseher amüsiert sich währenddessen bei New York boattrips – denn auch so kann man die Stadt am Hudson gut kennenlernen – oder beobachtet wie die Reichen im Big Apple sich die Zeit um die Ohren schlagen. Schöne Einblicke in die Stadt der Hoffnung sind also in jedem Fall garantiert, erobert werden aber auch die zwei Herzen der jungen Newcomer Dakota Fanning und Elizabeth Olsen, die ihr schauspielerisches Können locker und ohne allzu große Allüren in dieser Teenage Coming of Age Komödie präsentieren.
the beauty and the beast
Ein Theaterstück im Film deutet den Handlungsverlauf dieser letzten heißen Sommernacht in New York City an, in der sich nicht nur die beiden Freundinnen finden, sondern sie auch sich selbst kennenlernen, denn der nächste Tag bringt den Abschied nicht nur von David, sondern auch von Lily und Gerri, das Studium reißt die Freundschaft auseinander und liefert sie einer neuen Belastungsprobe aus. The beauty and the beast – ein vielzitiertes Thema aus einem ursprünglich französischen Roman – zeigt, dass das eine auch im anderen liegt und das Schöne oft das Bestiale (ursprünglich vom Lateinischen „bestia“: Tier) in ein und derselben Person verbirgt. Aber wer als Jugendlicher kein egomanischer selbstfixierter Autist war, werfe den ersten Stein, schließlich sind die Hormone ja auch nicht ganz so einfach zu kontrollieren, in dem Alter. David jedenfalls beherrscht das James Dean Stirnerunzeln perfekt und landet so seinen sicheren Treffer. Den Zuseher erwartet eine Duschszene einmal anders und eine Entjungferung, wie sie wohl nur David fertig bringt. Coole relaxte Musik, schmachtende Blicke und dann die Vertrauenskrise als Gerris Vater stirbt, bringen Lily dazu auch von David das Unmögliche zu verlangen.
the wound and the light
„Schuldgefühle kompromittieren Prinzipien“ und so will Lily, dass auch Gerri den Trost von Davids Körper zu spüren bekommt. „The wound ist he place where the light enters“ steht auf der Türe des Jugendzimmers, ein Detail, das sparsam eingesetzt die ganze philosophische Tiefe dieses an und für sich sehr oberflächlichen Teenagerfilmes offenbart: Schmerzen lassen einen reifen, wachsen und gedeihen und am Ende zeigt David doch, dass er nicht nur schön, sondern auch einfühlsam ist, indem er die beiden Mädchen wieder zusammenbringt und die verbindende Geste des Ausziehens vom Anfang des Filmes auch am Ende des Films wieder zitiert wird: „Wer lügt, muss sich ausziehen.“ Die New Yorker Tourismuszentrale hätte einen Film wie Very Good Girls nicht besser erfinden können, auch wenn keine Vorhängeschlösser an Brückengeländern angebracht werden. Vielleicht ziehen sich ja demnächst massenweise junge Teenager in New York aus, um sich ihre Freundschaft zu beweisen. Sollte es der Film wirklich schaffen einen Boom auszulösen bleiben am Ende noch David’s Worte: „At least I gave you some stellar examples of how not to do it.“ Thumbs up!
Naomi Foner
Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers
Mit Dakota Fanning, Elizabeth Olsen, Demi Moore, Hank Holbrook
Komödie, 86 min, USA 2014
Koch Media Home Entertainment
[*] Diese Rezension schrieb: juergen weber (2016-01-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.