Eine Kurzgeschichte von Kristen Roupenian, die 2017 im The New Yorker erschien, schlug dermaßen Wellen, dass sie schließlich von Susanna Fogel verfilmt wurde. Kein Wunder, denn das Thema war: modern dating. In einer Welt von PC, wokeness und ##metoo Debatten fällt es immer schwerer, sich aufeinander einzulassen. Zwischenmenschliche Beziehungen werden zunehmend von Ideologie geprägt, statt von Gefühl.
Bester Rat ist teurer
Schlussendlich lässt der Film es zwar offen, ob der 34-jährige Nerd Robert nur weil er die 20-jährige Studentin Margot daten will, tatsächlich ein Cis-Mann ist oder nicht. "Cis" bedeutet auf dieser Seite, also wenn man sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert. Aber Robert ist eher harmlos und eigentlich sogar reflektiert, macht aber dennoch genau die Dinge, die Margot verunsichern. Schließlich ist sie jünger und versteht die Welt noch nicht so gut. Sie arbeitet an der Kinokasse eines kleinen Arthouse-Kinos, in dem Robert sie an der Kasse anbrät. Die beiden beginnen sich zu daten, aber Margots beste Freundin wird schnell eifersüchtig und rät Margot von Robert ab. Zudem hat Margot immer wieder kurze Flashes, die ihr zeigen, wie es sich mit Robert entwickeln könnte, wenn er tatsächlich ein Psychopath wäre. Aber ist Robert ein Psychopath? Die Frage bleibt natürlich bis zum Schluss offen. Als das Haus von Robert in Flammen aufgeht.
Dating: modern oder altmodisch?
Als sie nach einem unerfreulichen Sexerlebnis mit Robert Schluss macht, stellt ihr dieser - nicht ganz unerwartet - die Frage, ob sie eine Hure sei. Was für ihn allerhöchstens rhetorisch ist, wirkt auf Margot und ihre ABF (allerbeste Freundin) allerdings ganz anders. Dazu stand wohl auch das eingangs erwähnte Zitat von Margaret Atwood vor der Handlung des Films: "Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männer sie umbringen." Zusätzlichen Zündstoff bekam die Kurzgeschichte im Juli 2021, als Alexis Nowicki Roupenian im Slate Magazine bezichtigte, sich ihrer Liebesgeschichte mit einem gewissen Charles für ihre Kurzgeschichte ermächtigt zu haben und diese noch dazu falsch in "Cat Person" wiedergegeben hätte. Die Geschichte eines anderen für die eigene Karriere zu nutzen gilt allgemein als unethisch. Der Film sorgt jedenfalls nochmals für ein Wiederaufflammen eines aktuellen Themas: wird es je wieder ein klassisches Dating geben? Oder wohl doch eher nicht? Am besten nicht vorher mit der ABF darüber sprechen.
Susanna Fogel
Cat Person
2023, USA, Drama, Thriller, Spielfilm Farbe, 1h59
Mit Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan, Isabella Rossellini
Studiocanal
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2024-02-29)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.