Der mit dem Man Booker Prize 2014 ausgezeichnete Roman von Richard Flanagan, eines australischen Schriftstellers, erzählt von Liebe und Krieg, beschreibt unendliches Leid und lässt seine Hauptfiguren träumen von großen Glücksversprechen.
Nach mehrfach gescheiterten Versuchen in der Vergangenheit ist es Flanagan mit diesem voluminösen Roman endlich gelungen, die Liebes- und Lebensgeschichte seines Vaters literarisch zu bewältigen.
Der Protagonist des Buches ist der begnadete junge australische Chirurg Dorrigo Evans. Er gerät im Krieg in japanische Kriegsgefangenschaft und wird in einem Gefangenenlager zum Bau einer Eisenbahnlinie herangezogen. Gleichzeitig arbeitet er als Arzt und betreut seine Gruppe als Colonel. Kriegsgefangenschaft bei den Japanern bedeutet Sklaverei und Folter, permanente Willkür und entmenschlichende Demütigungen.
Doch in diesem Roman sind alle Opfer und Täter zugleich. Das wird immer wieder dadurch erkennbar, weil es Richard Flanagan gegen alle persönliche Betroffenheit gelingt, sich immer wieder auch in die Gegenseite hineinzuversetzen und eine japanische Gesellschaftsstruktur zu beschreiben, in der die Autorität zum Gott gemacht wird. Man bekommt ein Gefühl dafür, warum es zwischen Japan und Korea und Japan und China bis heute so viel Hass gibt.
Es ist der besonderen Sprache des Buches zu verdanken, dass es bei aller der Schrecklichkeit seiner Themen seine eigene Poesie und Schönheit bewahrt.
Richard Flanagan, Der schmale Pfad durchs Hinterland, Piper 2017, ISBN 978-3-492-30999-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-01-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.