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Zelda Fitzgerald - Himbeeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen
Buchinformation
Fitzgerald, Zelda - Himbeeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen bestellen
Fitzgerald, Zelda:
Himbeeeren mit Sahne im
Ritz. Erzählungen

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(Bücher frei Haus)

„Der Satz wäre an subtilem Takt nicht zu überbieten gewesen“, wenn Gracie, die Hauptfigur der ersten Geschichte, in Kenntnis der Tatsachen gesprochen hätte. Da sie sich für eine Filmrolle bewirbt, wird sie gefragt, ob sie denn auch schreien könne, doch bevor sie richtig loslegt – die Unterhaltung findet in einem Kaffeehaus statt – wird sie unterbrochen und das Geschrei auf später verschoben. „Sie wirkte so warm und feucht wie aus heißem Milchschaum geboren!“ Bei der Premiere lag dann der letzte Schnee als „schmutziges Sorbet in der Gasse“, wie die nicht um Bilder verlegene Sprache der Fitzgerald die Situation treffend beschreibt. „Das Leben braucht gut dreißig Jahre, das Aussehen einer Frau zu ruinieren“, schreibt Fitzgerald in einer ihrer Geschichten, „und den Zauber bröckeln zu lassen, den sie sich beim Umherschweifen in dieser zauberhaften Welt angeeignet hat.“ So gut wie alle Erzählungen, die in dem vorliegenden Band versammelt werden, handeln schon im Titel von „Mädchen“, wir zitieren hier aber aus denen, die zumindest im Titel etwas anderes versprechen, dann aber doch auf für Mädchen sind: für Große, die nicht altern wollen. Elf großartige Storys über Frauen, die es den Männern zeigen.

Mädchen über Mädchen
In der Geschichte „Zwei Verrückte“ geht es um Lola und Larry und es wird bis zum Schluß nicht wirklich klar, wer eigentlich die oder der Verrücktere ist. Die beiden Jazzmusiker glauben tatsächlich, dass sie unersetzbar wären und trinken sogar wären ihren Auftritten. „Jeff trank, weil er es nicht mehr anders kannte und der Alkohol zu seinem Tagesablauf gehörte wie die Massage am Morgen“, schreibt Fitzgerald, aber als ihr Durchbruch kommt und sie ein Vermögen damit verdienen „einfach nur sich selbst zu sein“, tritt auch der erste Kater auf. „Ich tat, was ein Mensch tun kann, um sich äußerlich wiederherzustellen, und verließ die Wohnung, um das Kaminkehrergefühl abzuschütteln.“ Und noch ein wunderbares sprachliches Bild geht dieser Katharsis voran: „Ich ließ ihn am Ufer stehen, wo der Fluss sich dahinzieht wie das Farbband einer Schreibmaschine, die der Stadt ihr eigenes Alphabet aufdrückt.“ Auch essen hilft gegen das Wachkoma nach einer durchzechten Nacht, weiß Fitzgerald.

“Gin und Champagner“
In „Andere Namen für Rosen“ behauptet Fitzgerald, dass die Menschen in den Zwanzigern förmlich vor Langeweile umgekommen seien und sie erzählt von den Jones, die ein Haus in einem Garten hatte, in denen „Wörter wie Stelldichein und Abendständchen“ überdauerten, obwohl sie im Rest der Welt längst aus der Mode waren. „Gin und Champagner“ würden die Menschen so lange durchhalten lassen meint Tillyium verbittert, nur das französische Taktgefühl sei es, „die Zierde des Alltags“, die Schlimmeres verhindert hätte. „Das französische Taktgefühl lädt banale Tätigkeiten, die in anderen Ländern nebenbei verrichtet werden und so viel Finesse scheinbar verdient haben, mit zusätzlicher Bedeutung auf“, schreibt Fitzgerald aber letztlich sei das einzige was Bedeutung habe, die Hoffnung auf zukünftiges Glück. Und das ist es schließlich, was uns alle aufrecht hält, in der einen oder anderen Form...

Zelda Sayre Fitzgerald (1900–1948) wurde in Montgomery, Alabama, geboren und heiratete mit 19 Jahren den damals noch nicht berühmten Schriftsteller F. Scott Fitzgerald. Ab 1922 veröffentlichte sie zahlreiche Zeitschriftenartikel, Erzählungen (meist unter Scotts Namen, das war besser bezahlt) und einen Roman, «Save Me the Waltz». Vor allem aber war sie eine Stilikone der 1920er-Jahre. Sie starb bei einem Brand in einer Nervenklinik.

Zelda Fitzgerald
Himbeeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen.
Aus dem Amerikanischen von Eva Bonné.
Nachwort von Felicitas von Lovenberg
224 Seiten
€ 24,95 [D] / € 25,70 [A] / CHF 32,50* (UVP) / 978-3-7175-2400-7
Manesse 2016

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2016-11-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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