S/M-Erotik - aus Sicht der französischen Regisseurin Hélène Fillieres - besteht vor allem aus Latex, Leder, Schmerzen und Lust. Jedoch kann auch das wichtigste Moment einer solchen Beziehung nicht ausgespart bleiben: Macht. Der Banker, der seinen Umgang mit Frauen auf Prostituierte reduziert behandelt auch die junge Frau, gespielt von Laetitia Casta, wie eine Prostituierte. Aber mit ihr geht er viel weiter als mit den anderen, denn er lädt sie zu sich nach Hause ein und dort darf sie ihn sogar erschießen – vorerst aber nur mit Platzpatronen. Der mächtige Macho mit der Lust zur Unterwerfung verlangt auch andere Spielereien von ihr, auspeitschen ist dabei noch die geringste Perversion, die von der Regisseuse nur zärtlich angedeutet wird und nicht explizit gezeigt wird. Das Wimmern des mächtigen Mannes vor der starken Frau bringt aber auch ihr Lust, denn sie findet zunehmend Gefallen an seinen abwegigen Begierden und trifft sich immer öfter mit ihm, obwohl er sie wie eine Nutte behandelt. Schließlich will er sie auch kaufen, eine Million Dollar steht im Angebot. Wird das das Verhältnis zwischen den beiden verändern?
„Streng“ - im Originaltitel: „Une histoire d’amour“, also: eine Liebesgeschichte – versucht mit kühler Architektur eine Lynch-mäßige Atmosphäre herzustellen, die tief ein in das sadomasochistische Beziehungsmodell der beiden eintauchen möchte, aufgrund des mangelnden schauspielerischen Talents von Laetitia Casta jedoch an der Oberfläche kleben bleibt. Auch wenn sich Benoît Poelvoorde redlich bemüht, das Eis zu brechen, kommt er gegen das hölzerne, einsilbige Spiel der Casta doch nicht an. Natürlich könnte man auch behaupten, dass sie ihre Rolle so gut spielt, dass sie darin aufgeht. Spielt sie sich selbst? Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Régis Jauffret, erschienen im Piper Verlag und dieses wiederum auf einer wahren Geschichte. Dass das Buch von einer Regisseuse verfilmt wurde macht „Streng“ besonders interessant, denn die weibliche Sicht auf das Phänomen der S/M-Erotik blieb bisher zu oft ausgeblendet. „Streng“, in zarten Grauschattierungen gehalten, steht aber ganz im Gegensatz zu dem bunten und phantasievollen Spielereien dieser Abart der Erotik. Insofern kann der Film auch als ein politisches Statement gelesen werden, vor allem wenn man sich das Ende des Paares vor Augen führt, denn wer Gewalt sät, wird einen Sturm davon ernten.