Paul Gauguin schuf mindestens 139 Aquarell-Monotypien, Gouache-Monotypien und Durchdruckzeichnungen in Öl. Seine aktivsten Phasen in der Druckgrafik fanden zwischen 1889 und 1903, dem Jahr seines Todes, statt, so Starr Figura im Geleitwort zu vorliegender Publikation. Gauguin war Autodidakt, er hatte seinen eigentlichen Beruf, Börsenmakler, für die Malerei aufgegeben. Konventionen habe er verachtet, aber auch das Festhalten an anerkannten Vorstellungen im Reich der Kunst, der Religion und Sexualität und so verbrachte er sein Leben hauptsächlich als Wanderer. Martinique, Tahiti, die Marquesas-Inseln, aber auch seine Kindheit in Lima, wo er bei seinen adeligen Eltern aufwuchs, hatten ihn geprägt und vor allem das aus ihm gemacht, was er selbst so gerne behauptete zu sein: „ein Wilder“. Um sich von den Errungenschaften der westlichen Kultur vollends zu entsagen, verließ er sogar seine Frau mit fünf Kindern, um im Südpazifik zu leben. Verschwundenes hervorzaubern
„Soyez amoureuses vous serez heureuses“ ist ein Holzrelief von Gauguin (1848–1903), das er 1890 in Pont-Aven geschaffen hatte und das heute im Museum of Fine Arts in Boston zu sehen ist. Es ist ein gänzlich untypischer Gauguin, jedenfalls keiner den man kennt, assoziiert man doch zumeist kraftvolle, leuchtende Gemälde mit seinem Namen. Eine nackte Frau, ein Fuchs (?) und viele (betende) Hände sind darauf zu sehen, auch eine geknickte Mohnblume. Gauguin handelte aber nicht nur beim Schnitzen gegen die herrschenden Konventionen der damaligen Zeit, sondern auch beim Einfärben und Drucken. „In seinen schrittweisen Metamorphosen lag beinahe eine Sehnsucht, etwas lange Verstecktes oder Vergrabenes zurück ins Licht zu bringen“, vielleicht treffen diese Worte Starrs am besten das druckgraphische Werk Gauguins. Vielfältiges Werk
Die bisher eher weniger beachteten Aquarelle, Gemälde, Holzschnitte und Skulpturen in vielen Ausführungen in anderen Medien des Künstlers stehen im Fokus der vorliegenden Ausstellung und des Kataloges. Die druckgraphischen Arbeiten auf Papier, etwa die Lithografie, aber auch die Ölpause, spielten bei Gauguin aufgrund ihrer Vervielfältigungsmöglichkeiten eine große Rolle und inspirierten seinen künstlerischen Schaffensprozess, der den Nuancen der Wiederholung, Neukombination und Variation zentraler Sujets folgte. Der vorliegende Ausstellungskatalog erscheint zur Ausstellung im MoMA – The Museum of Modern Art, New York, die dort vom 8.3. – 8.6.2014 stattfand und bald auch in Europa zu sehen sein wird.
Paul Gauguin
Metamorphosen
Hrsg. Starr Figura, Texte von Elizabeth Childs, Starr Figura, Hal Foster, Lotte Johnson, Erika Mosier, Gestaltung von Margaret Bauer
Deutsch
2014. 248 Seiten, 222 Abb.
22,90 x 26,70 cm
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7757-3811-8
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-07-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.